100 Zigarettenstummel in 20 Minuten

Im Rahmen des World Cleanup Day machen sich zahlreiche Freiwillige in Gerabronn auf den Weg, um die Stadt und Außenanlagen von Müll zu befreien.

Sammelaktion im Rahmen des World Cleanup Day in Gerabronn

In 20 Minuten werden am ZOB in Gerabronn drei Eimer und ein gelber Sack voll mit Müll gesammelt. Auch ein Regal wurde einfach auf der Straße entsorgt. "Ich habe in 20 Minuten bestimmt 100 Zigarettenstummel aufgesammelt", sagt Ruth Tischer.

„Der Müll, der in der Landschaft herumliegt, ist Wahnsinn – von aufgerissenen gelben Säcken bis zu Dosen oder ausgeleerten Aschenbechern aus dem Auto“, sagt Elke Staack aus Gerabronn. Die 69-Jährige ist Mitglied der NABU-Ortsgruppe und unterstützt mit anderen freiwilligen Helfern die Müllsammelaktion im Rahmen des World Cleanup Day 2025. An diesem Tag ziehen Millionen Menschen weltweit los, um Strände, Parks, Wälder, Städte, Felder und Bäche von Müll zu befreien – so auch in Gerabronn.

Der Verein Schutzgemeinschaft ländlicher Raum Hohenlohe und NABU machen sich gemeinsam mit Freiwilligen auf den Weg, um die Stadt von unnützem Müll auf der Straße zu befreien. Treffpunkte sind der ZOB und der Friedhof Gerabronn. „Es ist ein gutes Projekt, denn man kümmert sich“, betont Staack. Besonders ärgert sie sich über die vielen Getränkedosen und Zigarettenstummel auf der Straße. Schon vor Beginn der Aktion sammelt sie diese am Bushäuschen ein – direkt neben einem Aschenbecher. Für Staack ist der World Cleanup Day keine Neuheit, denn sie hat bereits in der Vergangenheit in Langenburg mitgewirkt. „Verpackungsmaterial von Süßigkeiten, Dosen oder auch Überreste von Picknicken – es wird alles liegen gelassen.“ Bereits bei vergangenen Aktionen habe das Team einige Müllsäcke füllen können.

Auch andere NABU-Mitglieder wie Günter Hofmann sehen Handlungsbedarf: „Ich verstehe nicht, wie Leute ihren Müll einfach aus dem Auto werfen können. Kippenstummel sind immer ein großes Problem.“ Die vollen Müllsäcke werden später im Bauhof abgegeben und auf Kosten der Stadt entsorgt. „Das ist eine große Aktion – es sind viele Städte dabei.“

Gemeinsames Engagement

Neben Vereinsmitgliedern sind auch viele Familien dabei. Jasmin Keller sammelt zusammen mit ihrem zwölfjährigen Sohn Hannes und ihrer achtjährigen Nichte Sophia. „Es ist wichtig, Kindern früh klarzumachen: Werft euren Müll nicht einfach weg.“ Schon nach wenigen Minuten ist ihr Beutel fast voll. Hannes gibt zu: „Es nervt mich schon, dass die Leute ihren Müll nicht selbst aufheben.“ Keller selbst empfinde es als traurig, dass es solche Veranstaltungen geben müsse.

 

Sammelaktion im Rahmen des World Cleanup Day in Gerabronn

Fleißige Helfer: Jasmin Keller mit ihrer Nichte Sophia und Sohn Hannes.

Auch Barbara Raßl ist erstmals dabei. Die 68-Jährige konzentriert sich am ZOB vor allem auf Zigarettenreste. „Ich finde die Aktion sinnvoll, auch wenn es bei der Hitze anstrengend ist. Man sollte es öfter machen.“ Raßl ließe sich von der „Gedankenlosigkeit“ der Leute nicht verärgern. „Es macht mich nicht wütend.“

Sammelaktion im Rahmen des World Cleanup Day in Gerabronn

Auch Barbara Raßl und Ruth Tischer (rechts) befreien den Busbahnhof von Müll: "Es ist anstrengend bei der Hitze."

Ein Familienvater nutzt die Gelegenheit, um seinen Söhnen im Alter von acht und zehn Jahren Umweltbewusstsein zu vermitteln: „Sie sollen lernen, Müll nicht einfach liegen zu lassen.“ An einem Biotop macht sich das Trio weiter auf den Weg, um seine Müllsäcke zu füllen. Was die Söhne davon halten? – „Sie müssen mit“, sagt der Vater mit einem Lachen.

Ruth Tischer, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Ländlicher Raum Hohenlohe, lobt die Zusammenarbeit: „Wir haben von der Stadtverwaltung den Hinweis auf den World Cleanup Day bekommen – die Plakate kamen fertig bei uns an. Alles lief unkompliziert und partnerschaftlich – besonders mit dem NABU.“ Für sie ist der Tag ein voller Erfolg: „Es gibt heute überall Leute, die Müll sammeln“, fährt die 60-Jährige fort. Ihr Fokus liegt ebenfalls auf dem Busbahnhof. „In 20 Minuten habe ich bestimmt 100 Zigarettenstummel aufgesammelt, drei Eimer voll Müll und ein entsorgtes Regal zusammenbekommen.“

Nach getaner Arbeit klingt die Aktion bei einem gemeinsamen Vesper aus. Schon 2024 war die Sammelaktion mit spontaner Beteiligung des Jugendzentrums ein verbindendes Gemeinschaftserlebnis.

Infos zum World Cleanup Day

Der World Cleanup Day gilt als größte Bottom-up-Bürgerbewegung der Welt gegen Umweltverschmutzung. 2024 beteiligten sich rund 22,3 Millionen Menschen in 193 Ländern weltweit. Allein in Deutschland sammelten 631.300 Teilnehmende in 2.432 Kommunen 2.146 Tonnen Abfall. Die Vereinten Nationen rufen jedes Jahr dazu auf, gemeinsam ein starkes Zeichen für die Umwelt und eine nachhaltige Zukunft zu setzen. 

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