Berufung in der Armee gefunden - Fahrlehrer mit Leidenschaft
Von seiner Ausbildung zum Kfz-Mechaniker über den Bürgerkrieg in Somalia zum Fahrlehrer vieler Schüler in der Region. Martin Wiedmann aus Wallhausen blickt auf einen beeindruckenden Lebensweg zurück.
Belet Huen/Somalia 1993: „Unter den Feldbetten bewahrten wir
unsere Uniformen und Gewehre auf“, erinnert sich Martin Wiedmann zurück.
Aus seiner Zeit bei der Bundeswehr nimmt der 53-Jährige mehr
als Kameradschaft mit – dort entdeckt er seine Berufung: Fahrlehrer werden.
Schon als Kind begeistern ihn Autos. Von 1987 bis 1990 absolviert er eine
Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Mit Wiedmanns Eintritt in die Bundeswehr 1991
und dem Lkw-Führerschein nach der Grundausbildung rückt sein Traum näher.
Zwölf Jahre dient der 53-Jährige als Soldat bei der
Bundeswehr. Nach zehn Jahren ebnen ihm berufsfördernde Maßnahmen, wie die
Ausbildung zum Seminarleiter, den Weg in die Selbstständigkeit.
Der Bürgerkrieg in Somalia ist ein prägendes Kapitel in
seinem Leben. „Mein Wunsch in der Armee war die Fahrschulkompanie – dafür
musste ich mit auf den UN-Einsatz nach Somalia.“ Vom 23. November 1993 bis 5.
März 1994 ist er in der somalischen Stadt Belet Huen stationiert, leistet
humanitäre Hilfe und versorgt Stromaggregate mit Kraftstoff. „Wir haben auf
Feldbetten im Lager oder direkt auf dem Lkw geschlafen.“ Zweimal im Monat muss
seine Truppe in die Hauptstadt Mogadischu, um neuen Kraftstoff und Versorgungsmaterial
zu beschaffen. Trotz der Strapazen blickt Wiedmann mit einem Lächeln zurück:
„Ich bin sogar den Silvesterlauf bei 45 Grad mitgelaufen.“
Seine Frau Elke Wiedmann unterstützt ihn von zu Hause aus –
per Feldpost, am Telefon oder mit kleinen Gesten wie einem Ventilator. „Den hat
er mir wieder mitgebracht“, erzählt sie mit einem Lachen. Martin Wiedmann und
seine Frau sind bereits 34 Jahre ein starkes Team. „Angst hatte ich damals
nicht, aber ein bisschen Bammel. Für uns Frauen wurde aber einiges getan.“
Mehrere Treffen in Ellwangen werden organisiert. „Dort wurden Filme von unseren
Männern in Somalia gezeigt. Martin hat sich auch immer fleißig gemeldet.“
Nach seiner Rückkehr heiraten die beiden und meistern
seither gemeinsam Höhen und Tiefen. Der 53-Jährige ist überzeugt: „Den Wehr-
und Zivildienst hätte man nie abschaffen dürfen. Dort lernt man
Selbstständigkeit – ein großer Schritt ins Erwachsenenleben.“
Mehr als ein Beruf
2003 beginnt er als selbstständiger Fahrlehrer zu arbeiten.
Seit Januar 2023 führt Martin Wiedmann sein eigenes Unternehmen in Crailsheim
„Wiedmann – die Fahrschule“ – ein echter Familienbetrieb. Mit Ehefrau Elke Wiedmann
und den beiden Söhnen Lars und Nils Wiedmann an seiner Seite expandiert er und
betreibt inzwischen vier Filialen in Kirchberg, Crailsheim, Rot am See und
Ilshofen. Dass seine Söhne den gleichen Berufsweg eingeschlagen haben, erfüllt
ihn mit Stolz. Mittlerweile umfasst seine Fahrschule sieben Mitarbeiter.
Besonders wichtig ist ihm Sicherheit: „Jeder Motorradfahrschüler
erhält nach bestandener Prüfung ein kostenloses Sicherheitstraining.“
Privat ist er passionierter Motorradfahrer und unternimmt
regelmäßig Ausfahrten mit Familie und Schülern. Darüber hinaus engagiert er
sich ehrenamtlich – im Beirat der Kreisverkehrswacht und als Vorsitzender im
Kreisverein des Fahrlehrerverbands Baden-Württemberg, dem er seit drei
Jahrzehnten angehört. „Ohne Ehrenamt geht es nicht.“
Einbrüche, Übergriffe, Steilfeuer
Die Bundeswehr zieht Bilanz: Mit dem Einsatz in Somalia
leisten deutsche Soldaten einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Region
Belet Huen. Zugleich offenbart die Mission Grenzen der Armee, die bis dahin
ausschließlich auf die Verteidigung in Mitteleuropa ausgerichtet war.
Die Ausrüstung erweist sich als ungeeignet für das tropische
Klima – Uniformen müssen von Frankreich beschafft, ein Feldlazarett und
Fahrzeuge von den USA gestellt werden. Auch die Sicherheitslage ist angespannt:
Es kommt zu Einbrüchen in Feldlagern und Angriffen – in Mogadischu wird das Hauptquartier
mehrfach mit Steilfeuer beschossen. Auf Versorgungsfahrten bewerfen Einwohner
deutsche Fahrzeuge mit Steinen. Personenschäden bleiben den Soldaten erspart.
Trotz aller Schwierigkeiten gilt der Einsatz als
Meilenstein: Er zeigt die begrenzten Möglichkeiten der Vereinten Nationen,
markiert für die Bundeswehr aber einen wichtigen Schritt zu weltweiten
Einsätzen. Insgesamt kämpfen mit Martin Wiedmann rund 1.700 deutsche Soldaten, die
von Truppenpsychologen in Somalia betreut werden.
Auch heute spielt das Somalia-Engagement eine bedeutende Rolle
– etwa im Zusammenhang mit der geplanten Wiedereinführung des Wehrdienstes. Mit
dem Kabinettsbeschluss zum Wehrdienst-Modernisierungsgesetz hat die
Bundesregierung dafür das Gesetzgebungsverfahren gestartet.
Im Oktober feiert Martin Wiedmann ein besonderes Jubiläum:
30 Jahre Fahrlehrer. Das möchte er mit der Region feiern – bis Ende Oktober
erhält jeder Fahrschüler bei Anmeldung einen Rabatt auf seinen Grundbetrag. Ein
Zeichen dafür, wie sehr er seine Arbeit lebt und für seine Schüler da ist.
https://www.wiedmann-diefahrschule.de/
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