Vereine und Retter in Rumänien - Kampf gegen Tiertötungen: Achtung Trigger-Warnung
Jährlich landen tausende Hunde in Tötungen. Ihr Schicksal: ungewiss. Influencer und Schauspieler, Nathan Goldblat sowie Eva Wirsching vom Verein Hund im Glück e.V. sprechen über rumänische Tötungen.
Quelle: Daniel Florin
17. Januar 2025: Retter stehen vor dem Tor der Tötungsstation Alexandria. Am Eingang ein Schild mit der Telefonnummer 0247/311119. Die Tötung selbst: ein Betonbunker.
„Einer unserer Fahrer ist Daniel Florin. Ein extrem diplomatischer Rumäne.“ Er käme einigermaßen mit dem Vet klar, sagt Wirsching. In der Tötung selbst würde es hallen, sei dunkel, die blanke Angst und Dunkelheit. Es dürfe nicht jeder die Tötung Alexandria betreten.
„Vergleichbar mit einer Abfallwirtschaft“, berichtet Wirsching. Manche Hunde seien aufgeregt und springen am Gitter hoch. Andere lägen ganz apathisch in der Ecke und warten auf ihren Tod, berichtet Wirsching. Wirsching arbeitet für den deutschen Verein Hund im Glück e.V., die Hunde in den Tötungen Rumäniens retten und in ein Foster (rumänisches Tierheim) bringen. Von dort aus wird versucht geeignete Adoptanten für sie zu finden. Wirsching arbeitet eng mit den Rettern in Rumänien und den rumänischen Tierheimen zusammen. Mit Hund im Glück e.V. kämpfen täglich unzählige Vereine für das Leid der Straßenhunde in Rumänien. Unter anderem der Tierschutzverein Hunderettung Europa e.V., Pfotenfreunde-Rumänien e.V. oder Freundeskreis Notfellchen e.V. sind wenige Beispiele.
Misshandlung und Hunger vor dem Tötungstermin
Herrenlose Straßenhunde würden von Tierfängern eingefangen und in die Tötung gebracht. „Die Tiere pflanzen sich unkontrolliert fort.“, so der Deutsche Tierschutzbund. Dort würden sie mit Eiswasser übergossen werden und geschlagen. Am Genick und den Ohren gepackt, müssen sie ihr Schicksal akzeptieren. Im Winter sehe man zu, wie sie erfrieren. Fünf Tage vor dem Tötungstermin bekämen sie kein Futter mehr. Die Hunde in Alexandria werden vom dortigen Tierarzt eingeschläfert. „Allein seine Hände mit den Handschuhen und seine Stiefel, die er trägt, sind barbarisch.“, so Wirsching. Welpen hätten dort keine Überlebenschance. „Für mich sind die Fahrer, die dort bei einer Rettung reingehen die wahren Helden.“, äußert Wirsching. Gemeint sind die Fahrer der Retterteams, die sich in die Tötungen wagen, um so viele Hunde wie möglich rauszuholen. Sie müssen das leid mit ansehen, so Wirsching.
Quelle: Daniel Florin
Heißt: Der Vet wird langsam nervös. Es ist der Tierarzt gemeint. Während einer Rettung müsse man schauen, wie viele Hunde man rausholen könne. Die Hunde, die aufgeregt am Gitter hochspringen seien leichter aus ihren Zwingern zu holen. Die Hunde, die ängstlich in der Ecke liegen, würden häufig zurückgelassen werden. Die Anzahl sei abhängig von Spenden und Paten. Es sei keine Seltenheit, dass der Vet Retter rauswirft, wenn ihm die Rettungsaktion zu lange dauere, berichtet Wirsching. „Das Tor wird dann zugeknallt.“
Tötungen durch die EU finanziert - Goldblat gibt Statement
Goldblat erlangte durch seine Rolle als Stanley in „Krass Klassenfahrt“ Aufmerksamkeit. In seinen Instagram Beiträgen lässt er Abonnenten an seinen Erfahrungen in Alexandria teilhaben.
Mit versteckten Kameras haben sich er und zwei Kollegen in die Tötung Alexandria gewagt, um fünf Hunden ein besseres Leben zu ermöglichen. Aus fünf geretteten Hunden seien fünfzehn geworden, so Goldblat in seinem Instagram-Post vom 19. Oktober 2024. „Die schlimmste Entscheidung unseres Lebens, alle diese liebesbedürftigen Lebewesen zu sehen und zu wissen, dass wir nur fünf von ihnen retten können, hat mir das Herz gebrochen.“, so Goldblat. Der Leiter der Tötungsstation hätte gesagt, dass die Hunde seit drei Tagen nicht gefüttert wurden. Warum auch? Sie würden ja sowieso getötet werden. Aus Angst hat eine Hündin auf Goldblats Arm uriniert. Wenn ein Hund von seinem Käfig geholt wird, hieße es normalerweise das Ende. Die Hunde dort hätten schon oft den Tod anderer Hunde miterlebt. Nach der Rettung die Notunterkunft. Einer seiner Schützlinge: Roberto. Er ist jetzt glücklich. Goldblat und Kollegen äußern, dass die Tötungen von der EU finanziert werden. „Die Tötungen werden eröffnet, um Profit zu kassieren. Reich werden die Betreiber und die Hundefänger. Nach der Rettung werden die Hunde in den rumänischen Tierheimen versorgt, bis sie adoptiert werden“, berichtet Wirsching.
Goldblat: „Man hat das Gefühl als Menschheit versagt zu haben.“
Goldblat äußert sich in einem weiteren Instagram-Post vom 18. Dezember 2024 zur Finanzierung der Tötungen durch die EU. Seine Rettungsaktion hat große Aufmerksamkeit erregt. „Nach über 17 Mio. Aufrufen, 2,1 Mio. Likes und über 200 Tsd. Kommentaren, hat uns die EU-Kommission öffentlich geantwortet.“
„Eure Kritik wäre ein guter Anlass für eine Europäische Bürgerinitiative. Denn die Realität ist: Nach aktuellem Stand kann auf EU-Ebene nicht entschieden werden, wie Rumänien mit Straßenhunden umgeht. In diesem Bereich machen die Mitgliedstaaten ihre Vorschriften und setzen diese um.“
Goldblatt solle 1 Mio. Unterschriften sammeln. „Uns einen so langen und aufwendigen Weg einer Bürgerinitiative reindrücken zu wollen, zeigt, dass sie überhaupt nichts verändern wollen.“, kommentiert Goldblat. Jetzt gerade würden Millionen an Steuergeldern an korrupte Hundemörder weitergegeben.
„Es wird sich erst etwas ändern, wenn richtig viele Menschen mit dem Finger draufzeigen.“, so Goldblatt.
Umwandlung der Tötungen in Kastrationszentren
Jeden Tag leiden tausende von Hunden und werden ermordet. Menschen würden dafür bezahlt werden. Das sei nicht akzeptabel, laut Goldblat. „Wir fordern, dass die Tötungsstationen zu Kastrationszentren geändert werden. Da wir wissen, dass es Zeit braucht, fordern wir ab sofort unangekündigte Kontrollen in den Tötungsstationen. Es soll sichergestellt werden, dass das zumindest bis jetzt vorhandene Tierschutzgesetz durchgesetzt wird.“, fordert Goldblat.
Abschließend ein Statement von Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes:
„Die Kastration ist der Schlüssel im Kampf gegen Leid und Tod der Straßenhunde. Ziel muss sein, die mehr als 140 Tötungsstationen in Rumänien zu Kastrations- und Registrationszentren umzurüsten. Nur so lässt sich die Hundepopulation tierschutzgerecht und nachhaltig in den Griff bekommen.“
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