Romantikbetrug an Rentnern im Kreis Crailsheim
Abzoche: Rentner aus der Crailsheimer Umgebung werden Opfer des Romantikbetrugs – wie Facebook zum Verhängnis wird und die fatalen Folgen von Love-Scamming.
Rentner und Senioren lassen sich von Familienmitgliedern ein Profil in Facebook einrichten. Heutzutage sei das modern. Viele kennen sich aber mit den Gefahren von sozialen Netzwerken nicht aus. Genau solche Senioren werden Opfer zahlreicher Betrugsversuche. Bei vielen fehlt es an Vorerfahrungen und der allgemeinen Bedienung der Plattformen.
Freundschaftsanfragen irgendwelcher Profile werden häufig angenommen. So geben sich fremde Männer als vermeintliche Ärzte, die in Kriegsgebieten als Soldaten eingesetzt wären aus. Meist beginnt die Konversation über den Facebook-Messenger. Einer Chatplattform, die Facebook zusätzlich anbietet. Die Betrüger äußern ihre tiefe Zuneigung gegenüber ihren Opfern, ohne diese persönlich zu kennen. „Mein Schatz, mein Liebling.“ Sie bauen eine Bindung auf und versuchen sich so das Vertrauen ihrer Opfer zu erschleichen. Oft haben sie damit Erfolg.
Psychische Manipulation
Durch unzählige Liebesbekundungen mit roten Herzen und Rosen versehen, wollen sie die einzig wahre Familie ihrer unzähligen Geschädigten sein. Auch vor Selbstmorddrohungen machen sie nicht Halt, wenn die Opfer den Kontakt einstellen wollen. Die Betrüger versuchen den Geschädigten so ein schlechtes Gewissen zu machen und sie psychisch zu manipulieren, dass sie ihnen „aus der Hand fressen“. Damit empfinden sie keine Reue, sondern sind nur auf das Geld ihrer Geschädigten aus.
Mitleiderregende Nachrichten sollen die Betroffenen emotional berühren und sie zur Hilfe veranlassen. „Ich mache mir Sorgen um meinen Papa im Kriegsgebiet.“ oder „Ich kann nicht schlafen. Habe geträumt er sei tot.“ Nichts davon ist real. Geschädigte wissen nicht, mit wem dort geschrieben wird. Gehen Betroffene der ersten Geldforderung nach, kommt meistens in naher Zukunft die Nächste. Viele der Ganoven fordern auch Apple- oder andere aufladbaren Karten.
Nach etwa drei Wochen romantischer Liebesbekundungen bitten die meisten Täter um eine Apple- Geschenkkarte im Wert von 200,00 Euro. „Ich kann sonst nicht mehr mit dir weiterschreiben, wenn du mir diese Karte nicht beschaffst.“
Das Polizeipräsidium Aalen informiert
Polizeihauptkommissar des Polizeipräsidiums Aalen, Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit, Jonas Ilg, äußert sich zum Thema Romance-Scamming: „Im Jahr 2024 kam es im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Aalen zu drei Fällen von Romance Scamming. Diese verteilen sich gleichmäßig auf alle drei Landkreise des Polizeipräsidiums.“ Die Dunkelziffer sei aber entsprechend hoch, da einige Opfer aus Scham die Betrugsfälle nicht anzeigen. Ilg erklärt, dass sich die Täter online als andere Personen ausgeben. „Sie versuchen über Chatportale oder ähnliches eine emotionale Bindung zu ihren Opfern aufzubauen.“ Anschließend würden die Betrüger einen Notfall vorgaukeln und um finanzielle Unterstützung bitten. „In manchen Fällen bitten sie ihre Opfer auch um Geld, um ein vermeintliches Treffen zu realisieren. Oftmals stellen die Betrüger auch ein Vermögen in Aussicht, welches sie mit ihren Opfern bereit wären zu teilen“, so Ilg. Die Frage nach Apple- oder ähnlichen aufladbaren Karten, wie in Bauers Fall, sei eine gängige Methode. Der Zahlungsverkehr ist schwieriger nachzuvollziehen. Ilg äußert sich, dass der Schaden nach oben hin keine Grenzen habe, wenn Betrüger feststellen, dass ihre Opfer auf die Masche hereinfallen. „Sie werden immer wieder Geldforderungen stellen“, berichtet Ilg. Der Geldfluss würde im Normalfall nur seitens der Opfer eingestellt, wenn diese realisieren, dass sie auf einen Betrug hereingefallen sind.
„Um zu verhindern, dass die Betrüger mit dem falschen Liebesspiel weiterhin erfolgreich sind, raten wir auf Partnerbörsen und Chatportalen vorsichtig zu sein“, äußert sich Ilg. Jeder Nutzer müsse daran denken, dass die Person am anderen Ende der Leitung vielleicht nicht die ist, für die sie sich ausgibt. „Man sollte ins Grübeln kommen, wenn ein erwachsender Mann ohne ein persönliches Treffen plötzlich von Liebe und einer gemeinsamen Zukunft spricht“, so Ilg. Die Polizei rät daher kein Geld an Personen, die man nicht persönlich kennt, zu überweisen.
Letztendlich müsse man dem Opfer klarmachen, dass der Betrüger keine guten Absichten hebt und es auch zu keinem Happy End kommt. „Nur, wenn das Opfer aus freien Stücken den Kontakt zum Betrüger abbricht, trägt dies dauerhaft Früchte“, klärt Polizeihauptkommissar Ilg auf.
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