Wenn der Melder geht: 24 Stunden Berufsfeuerwehr Stuttgart
Martinshorn, Blaulicht, Vollgas – entscheidet über Leben und Tod. Ein Tag mit den Einsatzkräften der Feuerwache 1 in Stuttgart – 24 Stunden zwischen Routine und Ausnahmezustand. Ein Blick hinter die Fassade eines über 125 Jahre alten Gebäudes, in dem Mut, Entschlossenheit und Menschlichkeit zum Alltag gehören.
4:40 Uhr – der Wecker klingelt
Für Robert Hoppe heißt das aufstehen, Zähne
putzen, Sporttasche packen. Ein gewohnter Morgenrhythmus des 42-jährigen
Berufsfeuerwehrmanns aus Rosengarten in Baden-Württemberg. So beginnt für ihn
jeder Arbeitstag, bevor er zur 24-Stunden-Schicht bei der Berufsfeuerwehr
Stuttgart aufbricht.
5:00 Uhr – Reanimation statt Kaffeepause: Eine Fahrt ins Ungewisse
6:21 Uhr – Ankunft an der Feuerwache 1 Süd in Stuttgart
Wache 1 ist die älteste Wache Stuttgarts. Hoppe schnappt sich seine gepackte Tasche und geht Richtung Aufenthaltsraum. „Ersatzkleidung, Vesper, mehrere Garnituren Unterwäsche – man weiß nie, was der Tag bringt.“ Müdigkeit? Fehlanzeige.
Zwischen 6 und 7 Uhr findet der
Schichtwechsel statt. Jede der fünf Feuerwachen in Stuttgart hat spezielle Sonderaufgaben.
Hoppe erklärt:
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Wache 2: Umweltschutz
Wache 3: Wasserrettung und
Rüstwagen-Schiene
Wache 4: Luftmessungen und Einsätze
mit atomaren Gefahrstoffen
Wache 5: Rettungsdienst, schwere technische Hilfeleistung mit den Feuerwehrkränen und Massenanfall von Verletzten
Jede Wache habe außerdem einen Löschzug, welcher aus einem Einsatzleitwagen besteht sowie einen Kommandowagen, eine Drehleiter und zwei Löschfahrzeuge. „Wir auf der Feuerwache 1 haben die Sonderaufgabe Tür- und Aufzugsöffnungen durchzuführen. Aber auch Wasserrohrbrüche, Scheiben- und Türensicherung nach Einbrüchen gehören dazu. Wir sind auch die zentrale Hydraulik- und Motorsägen-Werkstatt.“
Robert Hoppe wird heute als Melder auf dem Einsatzleitwagen und Angriffstruppführer auf dem ersten Löschfahrzeug eingesetzt. „Wir teilen das, dass du möglichst viel siehst. Wir werden heute ein bisschen durch den Löschzug wandern – das ist eigentlich unüblich.“ Bevor es losgeht, überprüft er seinen Einsatzleitwagen (ELW) auf technische Funktion und Vollständigkeit.
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7:30 Uhr – Höhenluft schnuppern
Neben uns fährt das Drehleiterfahrzeug auf
den Hof. Kollege Mathias Stütz testet die Technik. „Willst du mit hoch?“
Natürlich will ich! Im Korb der 30 Meter hohen Drehleiter erlebe ich Stuttgart
aus der Vogelperspektive. „Dort drüben ist die Königstraße – dahinter beginnt
der Zuständigkeitsbereich der Wache 2“, erklärt Stütz. Der Blick über die Stadt
ist spektakulär – aber nichts für Menschen mit Höhenangst.
Zurück auf festem Boden geht es in den Aufenthaltsraum. Die Tagesbesprechung beginnt: 14 Mann sind regulär auf der Schicht, darunter auch Auszubildende. Markus Jauß gibt aktuelle Infos: „Beim MTW-1 fällt der Funk immer wieder aus. Zwei Löschfahrzeuge und die Drehleiter fahren zur Übung um 9 Uhr. Der ELW bleibt hier.“ |
8:00 Uhr – Ein Zimmer für die Nacht
Robert Hoppe zeigt mir mein Nachtlager. „Du
bist im Frauenruhebereich untergebracht. Wir beziehen dir dein Bett – falls du
etwas brauchst, ich bin im selben Stockwerk, nur ein paar Türen weiter.“ Die Ruhebereiche
für Männer und Frauen sind getrennt. Kommt nachts ein Alarm, bleibt keine Zeit
zum Warten: Innerhalb von 60 Sekunden müssen die Männer im Fahrzeug sitzen. „Ob
du gerade unter der Dusche stehst oder auf dem Klo sitzt – Pech gehabt“, sagt
Hoppe mit einem Lachen.
Copyrights: Eva Hoppe
Im Besprechungsraum wird gemeinsam
gefrühstückt – Müsli, Wurstbrot, Kaffee. Zwischen privaten Anekdoten lerne ich
die Männer hinter der Uniform kennen. Jeder ist anders, doch gemeinsam bilden
sie ein eingespieltes Team. Familienväter, junge Azubis, erfahrene
Feuerwehrmänner – sie alle eint der Wille zu helfen und der Mut, täglich ihr
Leben zu riskieren.
9:08 Uhr – Technik & Teamwork
- Wache
1: Stuttgart-Süd und Kaltental
- Wache
2: Stuttgart-West
- Wache
3: Bad-Cannstatt und das Neckartal
- Wache
4: Feuerbach und Stuttgart-Nord
- Wache 5: Filder
„In der Innenstadt gibt es keine freiwillige Feuerwehr, erklärt er. „Aber in den Außenbereichen unterstützen 24 Abteilungen – inklusive einer Logistikeinheit.“ Die Leitstelle entscheidet je nach Notruflage, ob Berufs- und Freiwillige Feuerwehr gemeinsam alarmiert werden – oder, ob eine von beiden ausreicht. Gerade in den Randbezirken von Stuttgart kann es auch vorkommen, dass die ehrenamtlichen Einsatzkräfte als Erstes vor Ort sind.
Aktuell trainiert der Löschzug bei einer Übung. Im Falle eines Bahnunglücks steigen die Einheiten von beiden Richtungen in den Zug ein – beispielsweise von Stuttgart und Mannheim – und treffen sich in der Mitte der Strecke. Geht es um Einsätze auf dem Flughafen, ist Feuerwache 1 Teil der Notfallplanung. Außerdem rückt primär die Feuer- und Rettungswache 5 aus sowie der Direktionsdienst.
Pressesprecher & Krisenmanager
Daniel Anand, Pressesprecher der
Berufsfeuerwehr Stuttgart, verbringt den Tag mit mir. Er begleitet Einsätze,
sorgt für Kommunikation mit der Öffentlichkeit und fungiert als Ansprechpartner
für Journalistinnen wie mich. Neben der Pressearbeit ist er auch als Einsatzleiter tätig und für die
Krisenkommunikation zuständig. Im Verwaltungsgebäude in der Ulmer Straße sind
die Fachabteilungen angesiedelt. Unter anderem die Verwaltung, Einsatzplanung,
Katastrophenschutz, Technik, der vorbeugende Brandschutz und das Strategische
Management. Letzteres umfasst unter anderem die Bedarfsplanung, Bauprojekte und
auch die Öffentlichkeitsarbeit.
10:13
Uhr – Das Herz der Wache
Robert Hoppe führt mich in die Fahrzeughalle und zeigt mir einen massiven Aktenschrank. „Hier sind alle Brandmeldeobjekte der Stadt Stuttgart nach Wachen sortiert“, erklärt er. Wird ein Brandmelder ausgelöst, reagiert die Leitstelle sofort. Rund 3.350 Objekte sind bei der Feuerwehr gemeldet – darunter Schulen, Flüchtlingsunterkünfte oder öffentliche Gebäude.
Hoppe zeigt mir ein weiteres Spezialgerät der Wache: den Rescue-Loader – einzigartig in Stuttgart. Das fernsteuerbare Gerät kann anstelle des Drehleiterkorbs montiert werden, um Verletzte sicher aus großer Höhe zu retten.
11:52 Uhr – Der Melder geht: Einsatz an einer Blindenschule
Plötzlich schrillt der Alarm: Brandmeldung in einer Blindenschule –
höchste Eile ist geboten. Hoppe nimmt seinen Platz als Melder im ELW ein. Timo
Schmutz schnappt sich die Einsatzakte und steigt zu ihm.
Am Einsatzort angekommen, sind bereits zwei Löschzüge vor Ort – unsere Kollegen befinden sich noch bei der Übung.
Hoppe koordiniert als Melder den Funkverkehr zwischen Einsatzleiter und Leitstelle, während Schmutz sich ein Bild im Inneren macht. Kurze Zeit später die Entwarnung: Fehlalarm. Sägestaub bei Bauarbeiten hatte den Rauchmelder ausgelöst – keine Seltenheit, wie Schmutz mir erklärt. Gerade bei Einrichtungen wie Blindenschulen ist das Sicherheitsniveau besonders hoch – zwei Löschzüge sind hier Standard.
12:26
Uhr – Fehlalarme sind kein Zuckerschlecken
Wir sind zurück an der Wache. Ein Fehlalarm – schnell abgearbeitet, aber nicht
ohne Aufwand. „Zwischen drei und 30 Einsätzen pro Schicht kommen mögliche
Fehlalarme vor“, sagt Schmutz. Kostenpunkt: Rund 1.600 Euro – auch das gehört
zum Alltag der Feuerwehr.
13:00 Uhr – Rückkehr vom Löschzug: Übung beendet
Der Löschzug kehrt von seiner Übung zurück. „Wir haben den halben
Vormittag unter dem Zug verbracht“, berichtet Thomas Rüger mit einem Lachen.
Die intensive Übung ist notwendig – im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen. Mit
der Rückkehr beginnt für die Mannschaft die wohlverdiente Mittagspause. Bis 15
Uhr haben die Feuerwehrleute Zeit zu essen, zu ruhen oder einfach in
Bereitschaft zu bleiben. Ich nutze die Gelegenheit, die Wache näher
kennenzulernen.
Schnell zieht etwas meine Aufmerksamkeit auf sich: die Feuerwehrstangen.
Sie verbinden die Stockwerke miteinander und ermöglichen im Alarmfall einen
besonders schnellen Wechsel in die Fahrzeughalle.
„Geht einfach schneller als Treppenlaufen“, erklärt Robert Hoppe – und ich darf
es selbst ausprobieren. Eine Automatiköffnung mit rotem Knopf gibt die Stange
frei. Der Blick in den Schacht fordert meinen Mut heraus – Höhenangst ist hier
fehl am Platz. Ich beginne mit einer kleinen Testleiter, taste mich Sprosse für
Sprosse nach oben, bis ich mich oben an die Stange klammere. Ganz nach unten
wage ich mich nicht – sechs Meter freier Fall sind kein Kinderspiel.
Zwischen Alltag und Ausnahmesituation
Wache 1 ist in drei Wachabteilungen unterteilt, die im
24-Stunden-Rhythmus arbeiten. Während der Pause sieht man einige Kollegen beim
Fernsehen, andere ziehen sich zum Ruhen zurück.
„Gerade nachts ist das KEF-T häufiger im Einsatz. Es kommt vor, dass man
nur zwei Stunden Schlaf bekommt“, sagt Hoppe. Die Schlafräume befinden sich im
zweiten Stock, Aufenthaltsraum und Küche im ersten – ebenso wie der
Schulungsraum, in dem sowohl Theorie- als auch Praxiseinheiten stattfinden.
Die Etagen sind über Treppen und Feuerwehrstangen miteinander verbunden,
letztere durch Sicherheitstüren mit automatischer Öffnung geschützt. Zwei
dieser Stangen führen direkt in die Fahrzeughalle.
Der Gong beendet die Mittagspause, die Mannschaft versammelt sich erneut
zum „Antreten“. Da sich der Rettungszug durch die Übung verspätet hatte,
beginnt der Nachmittagsdienst heute mit leichter Verzögerung. Markus Jauß teilt
die weiteren Aufgaben bis zum Bereitschaftsbeginn um 18 Uhr ein.
Geräteprüfung – Sicherheit auf Knopfdruck
Zuerst wird das Atemschutzgerät geprüft – ein lebenswichtiges Element im
Brandeinsatz. „Dieses Gerät ist unsere Lebensversicherung in verrauchten
Gebäuden“, erklärt Hoppe. Der Druck muss bei 300 bar liegen. Danach
ist die Wärmebildkamera an der Reihe – ein unverzichtbares Tool für jeden
Truppführer. Auch die Atemluftflaschen sind mit einem Warnton ausgestattet, der
ab einem Restdruck von 50 bar warnt: Höchste Zeit, das Gebäude zu verlassen.
Robert Hoppe im "begehbaren Kleiderschrank" der Feuerwache - der Traum einer jeden Frau
15:34 Uhr – Einsatz: Person in Notlage
Der Funkmelder schlägt an: „Person in Notlage“. Was uns erwartet, ist
unklar. Mit Martinshorn und hohem Tempo geht es durch die Stadt. Diesmal bin
ich mit Zugführer Timo Schmutz und Melder Thomas Rüger unterwegs. Rüger
übernimmt die Rolle des Melders und koordiniert die Kommunikation – Hoppe sitzt
am Nachmittag im Löschzug.
Eine Leiter wird aus dem Löschfahrzeug zum Einsatzort gebracht – höchste Eile ist geboten. Azubi Gordon Ruff klettert durch ein geöffnetes Fenster in die Wohnung. Er bahnt sich den Weg durch Sperrmüll und öffnet die Eingangstür von innen. Die Mutter sei noch in der Wohnung gewesen – allerdings tot.
„Leichen in Wohnungen gehören zum Alltag beim KEF-T“, sagt Timo Schmutz nüchtern. Mal ist es eine Überdosis, mal Herzinfarkte, mal Stürze – häufig erkannt durch überquellende Briefkästen oder besorgte Nachbarn. Einsatzende: 16:05 Uhr. Parallel ist das KEF-T in Feuerbach bei einem weiteren Einsatz – ebenfalls eine Türöffnung.
Auszubildender mit Zukunftsplänen
Auf dem Rückweg vom Einsatz
Auf der Rückfahrt spreche ich mit Timo
Schmutz über Blitzgeräte in Stuttgart – gefühlt stehen sie an jeder Ecke. „Bis
jetzt haben wir noch keinen Strafzettel bekommen“, sagt er mit einem Lachen.
Auch ohne Sirene gilt für Rückfahrten: Tempolimit einhalten. Auf den Fotos ist
das Blaulicht als Zeichen eines Einsatzes klar zu erkennen. „Wir fahren
natürlich keine 120 durch eine 30er-Zone – aber im Ernstfall muss es eben
schnell gehen.“ Für Türöffnungseinsätze liegen übrigens spezielle Nasenstöpsel
bereit, um den Leichengeruch zu ertragen. Sie stoßen Menthol aus. Alle Kollegen
sind medizinisch geschult – mindestens als Rettungssanitäter, viele darüber
hinaus. Es ist diese Mischung aus körperlicher Belastbarkeit, technischer
Präzision und menschlichem Einfühlungsvermögen, die den Feuerwehralltag so
besonders macht.
In der Küche bereiten die Auszubildenden bereits den Pizzateig für die
nächste Schicht zu, während Fabian Kohlmann und Marc Häußler in der dritten
Etage eine Tischtennispartie austragen.
16:50 Uhr – Der Melder geht: Brandalarm in einer Flüchtlingsunterkunft
Die Funkdurchsage bringt Erleichterung: Fehlalarm. Der Brandmelder hatte fälschlich ausgelöst. Die Einsatzkräfte kehren zur Wache zurück. Ich nutze die Gelegenheit für eine Frage: Wieviel Sprit verbraucht eigentlich ein Löschfahrzeug? Hoppe lacht: „Im Normalbetrieb braucht ein LKW etwa 25 bis 38 Liter – bei uns heißt’s nur Vollgas oder Vollbremsung. Da sind es locker 50 bis 70 Liter.“ Der Tank fasst bis zu 150 Liter. Doch zum Ausruhen bleibt kaum Zeit.
Nächster Einsatz: Das KEF-T wird alarmiert – „Person seit drei Wochen nicht gesehen, Mücken am Fenster“. Ich bin noch mit dem Löschzug unterwegs und verpasse den Einsatz, aber Kollege Kai-Uwe Fenchel berichtet später: „Die Frau war tot – vermutlich seit drei Wochen. Der Geruch war heftig – wie eine Biotonne im Sommer.“ Für die Männer kein seltener Fall. Robert Hoppe erzählt mir später von noch drastischeren Erlebnissen. „Manchmal ruft erst jemand nach Monaten an – wenn die Maden unter der Tür durchkriechen.“ Ein erschütternder Gedanke: Wie kann ein Mensch so lange unbemerkt bleiben? Hoppe bleibt ruhig: „Am Anfang denkt man noch darüber nach – fragt sich, ob da niemand war, der sie vermisst. Aber wenn du zu viel darüber nachdenkst, kannst du diesen Job nicht machen. Es wird zur Routine. Es gehört einfach dazu.“
18:30 Uhr – Feuerwehr ist mehr als nur
Brände löschen
Zurück in der Wache, treffen sich alle in der Küche. Das Abendessen wird gemeinsam zubereitet – heute gibt es Pulled Pork Burger. Teamarbeit ist hier nicht nur am Einsatzort gefragt, sondern auch am Herd. Robert Hoppe rupft das Fleisch, Fabian Kohlmann püriert die Soße, wieder ein anderer kümmert sich um den Salat. „Bei der Feuerwehr lernst du entweder kochen oder putzen“, sagt Hoppe schmunzelnd. Ein Satz, über den sich so manche Ehefrau freuen dürfte.
18:42
Uhr – Pieper für die Nacht
19:15 Uhr – Einsätze gehen durch den Magen
19:41 Uhr – der Melder geht: Stechinsekteneinsatz
Alarm für das KEF-T. Wir fahren zu einer gemeldeten Hornissensichtung. Die
Fahrt dauert etwa 30 Minuten.
20:09
Uhr – Achtung: Hornissen stehen unter Artenschutz
Das Nest scheint weitgehend inaktiv, eine Umsiedlung vorerst nicht
nötig. Sollte sich das ändern, müssten die Hornissen mit einem Fangkasten
abgesaugt und mindestens fünf Kilometer entfernt in einen Wald gebracht werden
– nur so finden sie nicht zurück. „Hornissen stehen unter Artenschutz – ein
zerstörtes Nest kann pro Hornisse bis zu 5.000 Euro Strafe kosten“, warnt
Hoppe.
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22:08 Uhr – „1/72-1 hört“
Und gefährlich? „Gefährlich ist relativ. Ein Routineeinsatz kann plötzlich kippen – wenn dich jemand angreift oder wenn in einem Brand plötzlich etwas explodiert. Am schlimmsten war für mich ein Tiefgaragenbrand im Stuttgarter Zentrum – kurz nach meiner Ausbildung - 2007 bis 2008.“
Er beschreibt das Gefühl eindringlich: „Du brauchst 45 Minuten bis zum Brandherd – und weißt: zurück dauert’s genauso lang. Null Sicht, 800 Grad, du findest das Auto erst, wenn du mit dem Helm dagegen stößt. Da hilft nur eins: funktionieren. Nicht nachdenken. Einfach machen.“
Ich frage ihn, wie man solche Erlebnisse verarbeitet. „Routine hilft. Und Rituale. Ich ziehe meine Handschuhe ganz bewusst aus – als würde ich den Einsatz abstreifen. Andere lesen Bibelverse, wieder andere rufen nachts ihre Frau an und fragen, wie voll die Regentonne ist – dann weiß sie: Der Einsatz war heftig.“
Einsatz im Wasser
Für Simon
Feucht ist die Feuerwehr längst Berufung. Der 35-Jährige ist seit 2018 auf
Feuerwache 3 in Bad Cannstatt stationiert – die zentrale Wache für
Wasserrettung. Feucht ist Hauptbrandmeister, Taucher und Drehleiterausbilder.
„Ich wollte einen Beruf, der beginnt, wo andere nicht mehr weiterwissen.“
Da der Neckar kein offizielles Badegewässer ist, sind Tauchereinsätze selten – fünf bis zehn im Jahr. „Meistens schwimmen die Leute noch, wenn wir ankommen.“ Alle von Feucht betreuten Einsätze endeten bisher glimpflich. Doch auch er weiß: „Manchmal hat man Glück – manchmal nicht.“
Mit Herz,
Hand und Haltung – mehr als nur Feuerwehrmann
Copyrights: Mitmachen und teilen e.V.
Im Rahmen seiner Arbeit bei M.U.T. fährt er regelmäßig nach Rumänien. Dort setzt er sich mit Herz und Hand für Kinder und Familien in prekären Lebensverhältnissen ein. Im Frühjahr 2025 etwa hob er in einer Roma- Siedlung eigenhändig das Fundament für ein neues Haus aus, bereitete den Boden vor, betonierte eine Bodenplatte und installierte einen Ofen. Schäden nach einem Erdbeben in einer Kindertagesstätte wurden gemeinsam mit freiwilligen Helfern behoben. Neben all dem arbeitet Hoppe nebenberuflich als selbstständiger Schreiner.
Copyrights: Mitmachen und teilen e.V.Copyrights: Mitmachen und teilen e.V.Copyrights: Mitmachen und teilen e.V.
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Wie bringt man das alles unter einen Hut? „Ein Freund meinte mal: Ich habe einfach einen ziemlich großen Hut“, sagt er mit einem Lachen. „Meine Frau hält mir viel den Rücken frei – und bei M.U.T. habe ich ein starkes Team, auf das ich mich hundertprozentig verlassen kann.“ Wie er zur Feuerwehr kam? Das ist eine witzige Geschichte: „Ein Freund von mir meinte mal, dass ich als Feuerwehrmann gut geeignet sei. Damals hab ich das nicht ernst genommen. Ich Feuerwehrmann – das kann einfach nicht sein.“ Für den 42-Jährigen war der Beruf eine Kindheitsschwärmerei – der aber Realität wurde. „Ich hab mich beworben und wurde genommen – das kann ich bis heute nicht verstehen“, scherzt er.
Alarmiert,
ausgerückt, geholfen – Stuttgarts Feuerwehr in Zahlen
- 5.660
technische Hilfeleistungen,
- 1.217
Brandeinsätze,
- 1.860
Fehlalarme.
Engagement
aus Überzeugung – die Feuerwehr als Ehrenamt
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