Wenn der Melder geht: 24 Stunden Berufsfeuerwehr Stuttgart

Martinshorn, Blaulicht, Vollgas – entscheidet über Leben und Tod. Ein Tag mit den Einsatzkräften der Feuerwache 1 in Stuttgart – 24 Stunden zwischen Routine und Ausnahmezustand. Ein Blick hinter die Fassade eines über 125 Jahre alten Gebäudes, in dem Mut, Entschlossenheit und Menschlichkeit zum Alltag gehören.


4:40 Uhr – der Wecker klingelt

Für Robert Hoppe heißt das aufstehen, Zähne putzen, Sporttasche packen. Ein gewohnter Morgenrhythmus des 42-jährigen Berufsfeuerwehrmanns aus Rosengarten in Baden-Württemberg. So beginnt für ihn jeder Arbeitstag, bevor er zur 24-Stunden-Schicht bei der Berufsfeuerwehr Stuttgart aufbricht.

5:00 Uhr – Reanimation statt Kaffeepause: Eine Fahrt ins Ungewisse

Nichts ahnend, was ihn auf der Wache erwartet, macht sich der dreifache Familienvater auf den Weg zur Arbeit. Während wir über Landstraßen und Autobahn Richtung Stuttgart fahren, erzählt Hoppe von einem besonderen Erlebnis: „Ich war schon auf dem Weg zur Arbeit und kam zufällig an einen Unfallort. Da musste ich noch vor Dienstbeginn eine Reanimation durchführen – solche Situationen gehören zu meinem Alltag.“ Der Berufsfeuerwehrmann lebt mit seiner Frau Eva Hoppe und den Kindern Lena, Emma und Max in Uttenhofen, einer Ortschaft der Gemeinde Rosengarten. Für seine Kinder ist er mehr als nur ihr Papa – er ist ihr Vorbild. Tagtäglich schauen sie zu ihrem Vater auf. „Ich weiß gar nicht, was an meiner Arbeit so besonders sein soll – für mich ist das Alltag“, sagt der Hauptbrandmeister bescheiden.

Copyright: Eva Hoppe

6:21 Uhr – Ankunft an der Feuerwache 1 Süd in Stuttgart

Wache 1 ist die älteste Wache Stuttgarts. Hoppe schnappt sich seine gepackte Tasche und geht Richtung Aufenthaltsraum. „Ersatzkleidung, Vesper, mehrere Garnituren Unterwäsche – man weiß nie, was der Tag bringt.“ Müdigkeit? Fehlanzeige.

Zwischen 6 und 7 Uhr findet der Schichtwechsel statt. Jede der fünf Feuerwachen in Stuttgart hat spezielle Sonderaufgaben. Hoppe erklärt:


Wache 1: Tür- und Aufzugsöffnungen, Wasserschäden, Sicherung von Fenstern, Tierrettungen und Stechinsekten

Wache 2: Umweltschutz

Wache 3: Wasserrettung und Rüstwagen-Schiene

Wache 4: Luftmessungen und Einsätze mit atomaren Gefahrstoffen

Wache 5: Rettungsdienst, schwere technische Hilfeleistung mit den Feuerwehrkränen und Massenanfall von Verletzten

Ein spezielles Fahrzeug für kleinere technische Einsätze nennt sich KEF-T – das steht für „Kleineinsatzfahrzeug Türöffnung."



Jede Wache habe außerdem einen Löschzug, welcher aus einem Einsatzleitwagen besteht sowie einen Kommandowagen, eine Drehleiter und zwei Löschfahrzeuge. „Wir auf der Feuerwache 1 haben die Sonderaufgabe Tür- und Aufzugsöffnungen durchzuführen. Aber auch Wasserrohrbrüche, Scheiben- und Türensicherung nach Einbrüchen gehören dazu. Wir sind auch die zentrale Hydraulik- und Motorsägen-Werkstatt.“

7:00 Uhr – Antreten





Im ersten Stock der Wache beginnt der offizielle Dienst mit dem morgendlichen Antreten. Markus Jauß, technischer Ausbilder und stellvertretender Zugführer, übernimmt die Aufgabenverteilung.

Robert Hoppe wird heute als Melder auf dem Einsatzleitwagen und Angriffstruppführer auf dem ersten Löschfahrzeug eingesetzt. „Wir teilen das, dass du möglichst viel siehst. Wir werden heute ein bisschen durch den Löschzug wandern – das ist eigentlich unüblich.“ Bevor es losgeht, überprüft er seinen Einsatzleitwagen (ELW) auf technische Funktion und Vollständigkeit.

Ich nehme auf dem Rücksitz Platz – mein Beobachtungsposten für den Tag. Hoppe erklärt mir seine Rolle als Melder: Er ist die Schnittstelle zwischen Einsatzleitung, Leitstelle und weiteren Einsatzkräften. Sollte sich eine Lage vor Ort als größer herausstellen, ist er es, der Verstärkung anfordert. „Dann heißt es: Wir brauchen noch das und das. Oder eben: Alles unter Kontrolle, die anderen können wieder heim.“



Im Inneren des ELW wird der Bordcomputer hochgefahren – inklusive Gefahrenstoffdatenbank, Stadtplan und Funktisch - Funktion. „Im Prinzip ist das ein mobiles Büro.“ Ein Warnsignal ertönt. „Das ist unser Totmannwarner.“ Bleibt ein Feuerwehrmann 30 Sekunden bewegungslos, schlägt das System Alarm.



7:30 Uhr – Höhenluft schnuppern

Neben uns fährt das Drehleiterfahrzeug auf den Hof. Kollege Mathias Stütz testet die Technik. „Willst du mit hoch?“ Natürlich will ich! Im Korb der 30 Meter hohen Drehleiter erlebe ich Stuttgart aus der Vogelperspektive. „Dort drüben ist die Königstraße – dahinter beginnt der Zuständigkeitsbereich der Wache 2“, erklärt Stütz. Der Blick über die Stadt ist spektakulär – aber nichts für Menschen mit Höhenangst.






7:45 Uhr – Morgenbesprechung

Zurück auf festem Boden geht es in den Aufenthaltsraum. Die Tagesbesprechung beginnt: 14 Mann sind regulär auf der Schicht, darunter auch Auszubildende. Markus Jauß gibt aktuelle Infos: „Beim MTW-1 fällt der Funk immer wieder aus. Zwei Löschfahrzeuge und die Drehleiter fahren zur Übung um 9 Uhr. Der ELW bleibt hier.“

Da es sich um ein Firmengelände handelt, darf ich an der Übung leider nicht teilnehmen. Stattdessen bleibe ich auf der Wache mit Robert Hoppe und Timo Schmutz, dem heutigen Zugführer. Die enge Zusammenarbeit unter den Feuerwachen macht es möglich, dass die Einheit während größeren Übungen in den „2. Abmarsch“ gehen und somit etwas mehr Zeit zum Ausrücken haben, als die üblichen 60 Sekunden.


8:00 Uhr – Ein Zimmer für die Nacht

Robert Hoppe zeigt mir mein Nachtlager. „Du bist im Frauenruhebereich untergebracht. Wir beziehen dir dein Bett – falls du etwas brauchst, ich bin im selben Stockwerk, nur ein paar Türen weiter.“ Die Ruhebereiche für Männer und Frauen sind getrennt. Kommt nachts ein Alarm, bleibt keine Zeit zum Warten: Innerhalb von 60 Sekunden müssen die Männer im Fahrzeug sitzen. „Ob du gerade unter der Dusche stehst oder auf dem Klo sitzt – Pech gehabt“, sagt Hoppe mit einem Lachen.



Für den 42-Jährigen ist die Wache mehr als nur ein Arbeitsplatz – sie ist wie ein zweites Zuhause. „Ich verbringe hier mehr Zeit mit meinen Kollegen als mit meiner Familie.“ Das gemeinsame Leben auf engstem Raum schafft eine besondere Vertrautheit. Man kennt die Eigenheiten und Routinen der anderen – wer wann Sport macht, wie jemand im Halbschlaf aussieht oder wer nachts am lautesten schnarcht.

Seine Frau Eva hat sich längst an diesen Lebensstil gewöhnt – und trägt ihn mit. „Ich sage oft, ich bin alleinerziehend mit Mann“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Aber ich bin stolz auf ihn. Robert ist immer da, wenn andere nicht mehr weiterwissen. Für die Kinder ist er ein Held.“

Copyrights: Eva Hoppe

8:45 Uhr – Frühstück mit den Kollegen

Im Besprechungsraum wird gemeinsam gefrühstückt – Müsli, Wurstbrot, Kaffee. Zwischen privaten Anekdoten lerne ich die Männer hinter der Uniform kennen. Jeder ist anders, doch gemeinsam bilden sie ein eingespieltes Team. Familienväter, junge Azubis, erfahrene Feuerwehrmänner – sie alle eint der Wille zu helfen und der Mut, täglich ihr Leben zu riskieren.


9:08 Uhr – Technik & Teamwork

Der Löschzug ist zur Rettungszugübung ausgerückt. In der Halle sind der Einsatzleitwagen (ELW) und das Kleineinsatzfahrzeug Technik (KEF-T) zurückgeblieben. Kai Metzger nutzt die Gelegenheit, um dem Auszubildenden Simon das KEF-T im Detail zu erklären: Es kommt bei technischen Türöffnungen, Insekteneinsätzen oder Einbruchssicherungen zum Einsatz. Im Inneren befinden sich Werkzeuge, Holzplatten, Sicherungsequipment – alles, was bei „Person in Not“-Lagen gebraucht wird.


Timo Schmutz, Stadtbrandamtsrat und Zugführer, hat seinen Weg über die Freiwillige Feuerwehr zur Berufsfeuerwehr gefunden. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht – das habe ich nie bereut.“
Er erklärt mir an einer großen Stadtkarte die Verteilung der Feuerwachen in Stuttgart:

 

  • Wache 1: Stuttgart-Süd und Kaltental
  • Wache 2: Stuttgart-West
  • Wache 3: Bad-Cannstatt und das Neckartal
  • Wache 4: Feuerbach und Stuttgart-Nord
  • Wache 5: Filder

„In der Innenstadt gibt es keine freiwillige Feuerwehr, erklärt er. „Aber in den Außenbereichen unterstützen 24 Abteilungen – inklusive einer Logistikeinheit.“ Die Leitstelle entscheidet je nach Notruflage, ob Berufs- und Freiwillige Feuerwehr gemeinsam alarmiert werden – oder, ob eine von beiden ausreicht. Gerade in den Randbezirken von Stuttgart kann es auch vorkommen, dass die ehrenamtlichen Einsatzkräfte als Erstes vor Ort sind. 

Aktuell trainiert der Löschzug bei einer Übung. Im Falle eines Bahnunglücks steigen die Einheiten von beiden Richtungen in den Zug ein – beispielsweise von Stuttgart und Mannheim – und treffen sich in der Mitte der Strecke. Geht es um Einsätze auf dem Flughafen, ist Feuerwache 1 Teil der Notfallplanung. Außerdem rückt primär die Feuer- und Rettungswache 5 aus sowie der Direktionsdienst.

Pressesprecher & Krisenmanager

Daniel Anand, Pressesprecher der Berufsfeuerwehr Stuttgart, verbringt den Tag mit mir. Er begleitet Einsätze, sorgt für Kommunikation mit der Öffentlichkeit und fungiert als Ansprechpartner für Journalistinnen wie mich. Neben der Pressearbeit ist er auch als Einsatzleiter tätig und für die Krisenkommunikation zuständig. Im Verwaltungsgebäude in der Ulmer Straße sind die Fachabteilungen angesiedelt. Unter anderem die Verwaltung, Einsatzplanung, Katastrophenschutz, Technik, der vorbeugende Brandschutz und das Strategische Management. Letzteres umfasst unter anderem die Bedarfsplanung, Bauprojekte und auch die Öffentlichkeitsarbeit. 


10:13 Uhr – Das Herz der Wache

Robert Hoppe führt mich in die Fahrzeughalle und zeigt mir einen massiven Aktenschrank. „Hier sind alle Brandmeldeobjekte der Stadt Stuttgart nach Wachen sortiert“, erklärt er. Wird ein Brandmelder ausgelöst, reagiert die Leitstelle sofort. Rund 3.350 Objekte sind bei der Feuerwehr gemeldet – darunter Schulen, Flüchtlingsunterkünfte oder öffentliche Gebäude.

„Für jeden dieser Orte gibt es eine Mappe mit den wichtigsten Informationen – so wissen wir grob, was uns erwartet“, sagt Hoppe. Bei Großveranstaltungen mit über 5.000 Personen ist beispielsweise eine Übersicht über Fluchtwege oder Gebäudestruktur enthalten.


Ab 16 Uhr beginnt der offizielle Sport – dienstags und mittwochs sogar mit externer Anleitung. Der Sportraum liegt außerhalb der Wache in einem separaten Gebäude, welches auch den Ausbildungsraum für das KEF-T beinhaltet. Dort übt sich Azubi Simon mit seinem Ausbilder Kai Metzger gerade an einer technischen Türöffnung. Ich darf mich selbst ausprobieren und habe eine der Türen aufs erste Mal professionell öffnen können.


Hoppe zeigt mir ein weiteres Spezialgerät der Wache: den Rescue-Loader – einzigartig in Stuttgart. Das fernsteuerbare Gerät kann anstelle des Drehleiterkorbs montiert werden, um Verletzte sicher aus großer Höhe zu retten.


11:52 Uhr – Der Melder geht: Einsatz an einer Blindenschule

Plötzlich schrillt der Alarm: Brandmeldung in einer Blindenschule – höchste Eile ist geboten. Hoppe nimmt seinen Platz als Melder im ELW ein. Timo Schmutz schnappt sich die Einsatzakte und steigt zu ihm. 




Mit Blaulicht und Martinshorn geht es durch den Verkehr. Trotz Anschnallgurt muss ich mich festhalten.

Am Einsatzort angekommen, sind bereits zwei Löschzüge vor Ort – unsere Kollegen befinden sich noch bei der Übung.

Hoppe koordiniert als Melder den Funkverkehr zwischen Einsatzleiter und Leitstelle, während Schmutz sich ein Bild im Inneren macht. Kurze Zeit später die Entwarnung: Fehlalarm. Sägestaub bei Bauarbeiten hatte den Rauchmelder ausgelöst – keine Seltenheit, wie Schmutz mir erklärt. Gerade bei Einrichtungen wie Blindenschulen ist das Sicherheitsniveau besonders hoch – zwei Löschzüge sind hier Standard.


 


12:26 Uhr – Fehlalarme sind kein Zuckerschlecken


Wir sind zurück an der Wache. Ein Fehlalarm – schnell abgearbeitet, aber nicht ohne Aufwand. „Zwischen drei und 30 Einsätzen pro Schicht kommen mögliche Fehlalarme vor“, sagt Schmutz. Kostenpunkt: Rund 1.600 Euro – auch das gehört zum Alltag der Feuerwehr.

13:00 Uhr – Rückkehr vom Löschzug: Übung beendet

Der Löschzug kehrt von seiner Übung zurück. „Wir haben den halben Vormittag unter dem Zug verbracht“, berichtet Thomas Rüger mit einem Lachen. Die intensive Übung ist notwendig – im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen. Mit der Rückkehr beginnt für die Mannschaft die wohlverdiente Mittagspause. Bis 15 Uhr haben die Feuerwehrleute Zeit zu essen, zu ruhen oder einfach in Bereitschaft zu bleiben. Ich nutze die Gelegenheit, die Wache näher kennenzulernen.





Mut zur Stange

Schnell zieht etwas meine Aufmerksamkeit auf sich: die Feuerwehrstangen. Sie verbinden die Stockwerke miteinander und ermöglichen im Alarmfall einen besonders schnellen Wechsel in die Fahrzeughalle.
„Geht einfach schneller als Treppenlaufen“, erklärt Robert Hoppe – und ich darf es selbst ausprobieren. Eine Automatiköffnung mit rotem Knopf gibt die Stange frei. Der Blick in den Schacht fordert meinen Mut heraus – Höhenangst ist hier fehl am Platz. Ich beginne mit einer kleinen Testleiter, taste mich Sprosse für Sprosse nach oben, bis ich mich oben an die Stange klammere. Ganz nach unten wage ich mich nicht – sechs Meter freier Fall sind kein Kinderspiel.




„Die Stangen von den Schlafräumen in den ersten Stock sind kürzer“, beruhigt mich Fabian Kohlmann, der ebenfalls zur ersten Wachabteilung gehört. Am unteren Ende der Stange federt ein spezielles Kissen mögliche Stöße ab. Für ihn ist das Runterrutschen längst Routine – auch wenn, wie er sagt, „die Stangen auf Wache 5 deutlich höher sind“.

Zwischen Alltag und Ausnahmesituation

Wache 1 ist in drei Wachabteilungen unterteilt, die im 24-Stunden-Rhythmus arbeiten. Während der Pause sieht man einige Kollegen beim Fernsehen, andere ziehen sich zum Ruhen zurück.

„Gerade nachts ist das KEF-T häufiger im Einsatz. Es kommt vor, dass man nur zwei Stunden Schlaf bekommt“, sagt Hoppe. Die Schlafräume befinden sich im zweiten Stock, Aufenthaltsraum und Küche im ersten – ebenso wie der Schulungsraum, in dem sowohl Theorie- als auch Praxiseinheiten stattfinden.

Die Etagen sind über Treppen und Feuerwehrstangen miteinander verbunden, letztere durch Sicherheitstüren mit automatischer Öffnung geschützt. Zwei dieser Stangen führen direkt in die Fahrzeughalle.



15:00 Uhr – Antreten

Der Gong beendet die Mittagspause, die Mannschaft versammelt sich erneut zum „Antreten“. Da sich der Rettungszug durch die Übung verspätet hatte, beginnt der Nachmittagsdienst heute mit leichter Verzögerung. Markus Jauß teilt die weiteren Aufgaben bis zum Bereitschaftsbeginn um 18 Uhr ein.



Auf dem Plan steht die wöchentliche Wartung der Fahrzeuge und Geräte – eine Aufgabe, die auf Wache 1 traditionell dienstags durchgeführt wird. Robert Hoppe wechselt seine Rolle vom Melder zum Angriffstruppführer. „Damit du möglichst viele Eindrücke sammeln kannst“, sagt er und steigt ins Löschfahrzeug A.

Geräteprüfung – Sicherheit auf Knopfdruck

Zuerst wird das Atemschutzgerät geprüft – ein lebenswichtiges Element im Brandeinsatz. „Dieses Gerät ist unsere Lebensversicherung in verrauchten Gebäuden“, erklärt Hoppe. Der Druck muss bei 300 bar liegen. Danach ist die Wärmebildkamera an der Reihe – ein unverzichtbares Tool für jeden Truppführer. Auch die Atemluftflaschen sind mit einem Warnton ausgestattet, der ab einem Restdruck von 50 bar warnt: Höchste Zeit, das Gebäude zu verlassen.



Systematisch werden in den Fahrzeugen alle Geräte geprüft: Schläuche, Motorsägen, Lichtanlagen – bis hin zur Fahrzeugbeleuchtung. Zusätzlich gibt es eine monatliche Wartung, bei der jeder Gerätekoffer im Fahrzeug anhand einer Checkliste kontrolliert wird. Auch das Gaswarngerät durchläuft eine Teststation. Gewissenhaftigkeit ist Pflicht.




Nach dem Schlauchlager zeigt Hoppe mir das KEF-T-Zweitfahrzeug. „Wir haben zwei identische Fahrzeuge – beide gleich ausgerüstet.“

Robert Hoppe im "begehbaren Kleiderschrank" der Feuerwache - der Traum einer jeden Frau








15:34 Uhr – Einsatz: Person in Notlage

Der Funkmelder schlägt an: „Person in Notlage“. Was uns erwartet, ist unklar. Mit Martinshorn und hohem Tempo geht es durch die Stadt. Diesmal bin ich mit Zugführer Timo Schmutz und Melder Thomas Rüger unterwegs. Rüger übernimmt die Rolle des Melders und koordiniert die Kommunikation – Hoppe sitzt am Nachmittag im Löschzug.



Die Fahrt gleicht einem Wettlauf gegen die Zeit – auf dem Rücksitz spürt man jede Kurve. Am Einsatzort angekommen wirkt alles zunächst ruhig. Eine ältere Frau steht aufgelöst vor der Haustür – sie hat sich ausgesperrt. Doch plötzlich wird die Lage ernster: In der Wohnung soll sich noch ihre Mutter befinden, die nicht in der Lage wäre die Türe zu öffnen. 



Eine Leiter wird aus dem Löschfahrzeug zum Einsatzort gebracht – höchste Eile ist geboten. Azubi Gordon Ruff klettert durch ein geöffnetes Fenster in die Wohnung. Er bahnt sich den Weg durch Sperrmüll und öffnet die Eingangstür von innen. Die Mutter sei noch in der Wohnung gewesen – allerdings tot.





„Die Frau lag friedlich auf dem Sofa – als würde sie schlafen“, berichtet er. Dennoch ist der modrige Geruch im Hausflur unverkennbar. Ein trauriger, aber alltäglicher Einsatz. Seit gestern lebe die Dame mit ihrer toten Mutter zusammen in der Wohnung. „Die Frau scheint nicht zurechnungsfähig zu sein und befindet sich in einem Ausnahmezustand“, fährt Schmutz fort. „Wir sind nur für die technische Türöffnung zuständig – ab hier übernimmt die Polizei“, erklärt mir Timo Schmutz. 



„Leichen in Wohnungen gehören zum Alltag beim KEF-T“, sagt Timo Schmutz nüchtern. Mal ist es eine Überdosis, mal Herzinfarkte, mal Stürze – häufig erkannt durch überquellende Briefkästen oder besorgte Nachbarn. Einsatzende: 16:05 Uhr. Parallel ist das KEF-T in Feuerbach bei einem weiteren Einsatz – ebenfalls eine Türöffnung. 



Auszubildender mit Zukunftsplänen

 Gordon Ruff steht am Ende seiner Ausbildung – eine Türöffnung mit Leiche ist auch für ihn keine Seltenheit. Der 25-Jährige spricht offen über seinen Weg. Er hat sich die Feuerwache 1 als Wunschstation ausgesucht – ob er dort bleiben kann, ist noch unklar. „Kommt drauf an, wo jemand gebraucht wird.“ Im Rahmen der Ausbildung war er auf allen fünf Stuttgarter Wachen im Einsatz. Seit April 2024 ist er dabei. „Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Der Beruf ist einfach cool.“


Auf dem Rückweg vom Einsatz

Auf der Rückfahrt spreche ich mit Timo Schmutz über Blitzgeräte in Stuttgart – gefühlt stehen sie an jeder Ecke. „Bis jetzt haben wir noch keinen Strafzettel bekommen“, sagt er mit einem Lachen. Auch ohne Sirene gilt für Rückfahrten: Tempolimit einhalten. Auf den Fotos ist das Blaulicht als Zeichen eines Einsatzes klar zu erkennen. „Wir fahren natürlich keine 120 durch eine 30er-Zone – aber im Ernstfall muss es eben schnell gehen.“ Für Türöffnungseinsätze liegen übrigens spezielle Nasenstöpsel bereit, um den Leichengeruch zu ertragen. Sie stoßen Menthol aus. Alle Kollegen sind medizinisch geschult – mindestens als Rettungssanitäter, viele darüber hinaus. Es ist diese Mischung aus körperlicher Belastbarkeit, technischer Präzision und menschlichem Einfühlungsvermögen, die den Feuerwehralltag so besonders macht.


Inzwischen hat der Regen nachgelassen und die Männer gönnen sich von Einsatz zu Einsatz eine Verschnaufpause – mit Kaffee, lockeren Gesprächen und Momenten des Innehaltens. Themen wie Familie, Kinder oder das letzte Grillwochenende bestimmen den Ton. Bei der Feuerwehr sind solche Pausen essenziell, um neue Energie zu schöpfen. „Man weiß nie, was nachts noch kommt“, sagt Robert Hoppe mit einem Blick in die Runde.



In der Küche bereiten die Auszubildenden bereits den Pizzateig für die nächste Schicht zu, während Fabian Kohlmann und Marc Häußler in der dritten Etage eine Tischtennispartie austragen.




16:50 Uhr – Der Melder geht: Brandalarm in einer Flüchtlingsunterkunft


Plötzlich schrillt der Pieper – Brandalarm. Hoppe und Kohlmann springen auf, gleiten über die Stange und schlüpfen in ihre Einsatzkleidung. Alles muss jetzt schnell gehen. Die Stiefel stehen griffbereit vor dem Löschfahrzeug A, Sirenen ertönen – mit Tempo geht es Richtung Einsatzort, einer Flüchtlingsunterkunft. Die Ausrückzeit darf nicht mehr als 60 Sekunden betragen.




16:58 Uhr – Fehlalarm


Die Funkdurchsage bringt Erleichterung: Fehlalarm. Der Brandmelder hatte fälschlich ausgelöst. Die Einsatzkräfte kehren zur Wache zurück. Ich nutze die Gelegenheit für eine Frage: Wieviel Sprit verbraucht eigentlich ein Löschfahrzeug? Hoppe lacht: „Im Normalbetrieb braucht ein LKW etwa 25 bis 38 Liter – bei uns heißt’s nur Vollgas oder Vollbremsung. Da sind es locker 50 bis 70 Liter.“ Der Tank fasst bis zu 150 Liter. Doch zum Ausruhen bleibt kaum Zeit.

17:20 Uhr – Person in Notlage

Nächster Einsatz: Das KEF-T wird alarmiert – „Person seit drei Wochen nicht gesehen, Mücken am Fenster“. Ich bin noch mit dem Löschzug unterwegs und verpasse den Einsatz, aber Kollege Kai-Uwe Fenchel berichtet später: „Die Frau war tot – vermutlich seit drei Wochen. Der Geruch war heftig – wie eine Biotonne im Sommer.“ Für die Männer kein seltener Fall. Robert Hoppe erzählt mir später von noch drastischeren Erlebnissen. „Manchmal ruft erst jemand nach Monaten an – wenn die Maden unter der Tür durchkriechen.“ Ein erschütternder Gedanke: Wie kann ein Mensch so lange unbemerkt bleiben? Hoppe bleibt ruhig: „Am Anfang denkt man noch darüber nach – fragt sich, ob da niemand war, der sie vermisst. Aber wenn du zu viel darüber nachdenkst, kannst du diesen Job nicht machen. Es wird zur Routine. Es gehört einfach dazu.“

18:30 Uhr – Feuerwehr ist mehr als nur Brände löschen


Zurück in der Wache, treffen sich alle in der Küche. Das Abendessen wird gemeinsam zubereitet – heute gibt es Pulled Pork Burger. Teamarbeit ist hier nicht nur am Einsatzort gefragt, sondern auch am Herd. Robert Hoppe rupft das Fleisch, Fabian Kohlmann püriert die Soße, wieder ein anderer kümmert sich um den Salat. „Bei der Feuerwehr lernst du entweder kochen oder putzen“, sagt Hoppe schmunzelnd. Ein Satz, über den sich so manche Ehefrau freuen dürfte.




Fabian Kohlmann püriert die Soße - meinen Kommentar, er sehe dabei aus, wie Horst Lichter nimmt er mit Humor.

18:42 Uhr – Pieper für die Nacht


Hoppe, Kohlmann und ich übernehmen das KEF-T für den Rest der Schicht. Auch ich bekomme einen Pieper – damit ich in der Nacht keinen Einsatz verpasse. „Ab 22 Uhr wird das KEF-T nur noch über den Melder alarmiert – wenn du den trägst, bist du dabei“, erklärt Hoppe.

19:15 Uhr – Einsätze gehen durch den Magen

Auf der Terrasse werden die Burger genossen. Die Stimmung ist gelöst, das Miteinander spürbar. Außenstehende merken sofort: Diese Männer sind mehr als Kollegen – sie sind eine zweite Familie füreinander.



19:41 Uhr – der Melder geht: Stechinsekteneinsatz

Alarm für das KEF-T. Wir fahren zu einer gemeldeten Hornissensichtung. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten.



20:09 Uhr – Achtung: Hornissen stehen unter Artenschutz


Vor Ort berichtet die Bewohnerin von einem Hornissennest im Rollladenkasten. Die Tiere hätten sich im Inneren eingenistet, der Rollladen wurde deshalb heruntergelassen. Hoppe und Kohlmann stellen keinen Flugverkehr mehr fest. „Wenn’s noch viele wären, wäre längst ein Wächter rausgekommen“, beruhigt Hoppe.

Das Nest scheint weitgehend inaktiv, eine Umsiedlung vorerst nicht nötig. Sollte sich das ändern, müssten die Hornissen mit einem Fangkasten abgesaugt und mindestens fünf Kilometer entfernt in einen Wald gebracht werden – nur so finden sie nicht zurück. „Hornissen stehen unter Artenschutz – ein zerstörtes Nest kann pro Hornisse bis zu 5.000 Euro Strafe kosten“, warnt Hoppe.



20:45 Uhr: An-Aus-Alltag bei der Feuerwehr


Zurück an der Wache: Einige Kollegen kommen gerade vom Sport, die Shirts noch dampfend. Bis 21:30 Uhr wird hier geschwitzt – freiwillig. Doch kaum heult der Alarm, fliegt das Sportzeug in die Ecke und die Einsatzklamotten sind in Sekundenschnelle am Mann. Nach dem Einsatz? Alles wieder runter. Wer hier keine Routine im Umziehen hat, lernt es schnell. Andere gehen ins Fitnessstudio – die Feuerwehrmänner machen Umziehen zur Sportart.


 

22:08 Uhr – „1/72-1 hört“


Noch ein Alarm für das KEF-T: Türöffnung. Innerhalb von 60 Sekunden sind Hoppe und Kohlmann einsatzbereit. Mit Blaulicht geht es durch die Nacht. Fast am Ziel kommt die Entwarnung: Angehörige haben die Tür selbst geöffnet. Einsatzende um 22:26 Uhr.


22:42 Uhr – Zwei Stunden Schlaf

Zurück in der Wache, kehrt langsam Stille ein. Wir begeben uns in den Ruhebereich – gespannt, was die Nacht noch bringen wird. „Man weiß nie, was kommt. Es gibt Nächte, da schlafen wir zwei Stunden – den Rest sind Einsätze, oft mit dem KEF-T“, erklärt Robert Hoppe.


Ich nutze die Gelegenheit und frage Robert Hoppe nach Einsätzen, die ihn besonders geprägt haben. Er überlegt kurz, dann antwortet er mit ernster Stimme: „Bei Bahnunfällen – meist Suizide – müssen wir oft Leichenteile bergen. Wir kriechen dann unter die Züge und sammeln den Körper Stück für Stück ein.“ Einer dieser Momente hat sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt: „Einmal haben wir mit einer Taschenlampe von hinten in einen Schädel geleuchtet – das Licht kam vorne durch die Nasenlöcher wieder heraus.“ Auch Tage nach einem Einsatz kann es noch zu makabren Funden kommen.

Den Tod festzustellen ist eigentlich Aufgabe eines Arztes. Doch für Feuerwehrleute sind manche Szenen eindeutig. „Wenn Druck- und Beatmungspunkt mehrere Meter auseinanderliegen oder sichtbare Hirnmasse erkennbar ist – dann ist klar, dass da nichts mehr zu retten ist.“ Die Verletzungen seien mit dem Leben nicht mehr vereinbar.

Seine erste Begegnung mit einer Leiche hatte er während der Ausbildung: ein Verkehrsunfall, ein betrunkener Fußgänger – tot. „Seitdem sind es bestimmt 100 bis 150 Leichen, vor allem bei Türöffnungen. Manchmal hat man Wochen Ruhe – und dann gleich drei in einer Schicht.“

Was ihn bewegt? Fälle von extremer Verwahrlosung. „Sammelmessis, Müllmessis – Wohnungen bis zur Decke voll mit Sperrmüll. Oder Fäkalienmessis, die ihren eigenen Kot sammeln, weil sie es nicht übers Herz bringen, ihn wegzuspülen. Eigentlich sind das tragische Schicksale.“ Trotzdem, sagt Hoppe, müsse man lernen, emotional auf Distanz zu gehen. „Wenn du dich zu sehr mit den Geschichten beschäftigst, hältst du den Job keine drei Tage durch.“

Und gefährlich? „Gefährlich ist relativ. Ein Routineeinsatz kann plötzlich kippen – wenn dich jemand angreift oder wenn in einem Brand plötzlich etwas explodiert. Am schlimmsten war für mich ein Tiefgaragenbrand im Stuttgarter Zentrum – kurz nach meiner Ausbildung - 2007 bis 2008.“

Er beschreibt das Gefühl eindringlich: „Du brauchst 45 Minuten bis zum Brandherd – und weißt: zurück dauert’s genauso lang. Null Sicht, 800 Grad, du findest das Auto erst, wenn du mit dem Helm dagegen stößt. Da hilft nur eins: funktionieren. Nicht nachdenken. Einfach machen.“ 

Ich frage ihn, wie man solche Erlebnisse verarbeitet. „Routine hilft. Und Rituale. Ich ziehe meine Handschuhe ganz bewusst aus – als würde ich den Einsatz abstreifen. Andere lesen Bibelverse, wieder andere rufen nachts ihre Frau an und fragen, wie voll die Regentonne ist – dann weiß sie: Der Einsatz war heftig.“

Und der Humor? „Schwarzer Humor gehört dazu. Außenstehende verstehen das oft nicht, aber für uns ist es Überlebensstrategie. Wenn du das nicht hast, zerbrichst du.“

Einsatz im Wasser

Für Simon Feucht ist die Feuerwehr längst Berufung. Der 35-Jährige ist seit 2018 auf Feuerwache 3 in Bad Cannstatt stationiert – die zentrale Wache für Wasserrettung. Feucht ist Hauptbrandmeister, Taucher und Drehleiterausbilder. „Ich wollte einen Beruf, der beginnt, wo andere nicht mehr weiterwissen.“

Da der Neckar kein offizielles Badegewässer ist, sind Tauchereinsätze selten – fünf bis zehn im Jahr. „Meistens schwimmen die Leute noch, wenn wir ankommen.“ Alle von Feucht betreuten Einsätze endeten bisher glimpflich. Doch auch er weiß: „Manchmal hat man Glück – manchmal nicht.“ 

Hinweis: Laut Daniel Anand kommt die Wasserrettung ebenfalls außerhalb Stuttgarts zum Einsatz. Auch an anderen Gewässern, wie dem Max-Eyth-See werden Personen im Wasser geborgen. Die Einsatzzahlen seien daher viel höher.

 6:36 Uhr:


Die Nacht ist ruhig geblieben – zur Freude der Einsatzkräfte. Jetzt übernimmt die nächste Schicht. Robert Hoppe übergibt seinen Dienstposten, richtet seine Ausrüstung für den kommenden Tag und bereitet sich innerlich auf den nächsten Einsatz vor. „Morgen bin ich auf Wache zwei – dort fehlt Personal. Ich sitze dann ganz normal im Löschzug“, sagt er. Das KEF-T wird nun wieder über den Wachalarm alarmiert.

 


Für Hoppe endet die Schicht – und es geht nach Hause. Zufrieden wirft er seine Sporttasche ins Auto. Um 8:21 Uhr öffnet ihm seine Frau Eva die Tür. „Guten Morgen“, sagt sie – und weiß: Ihr Mann hatte eine ruhige Nacht.

Mit Herz, Hand und Haltung – mehr als nur Feuerwehrmann



Anderen zu helfen ist eine Lebensaufgabe für Robert Hoppe. Auch außerhalb der Feuerwache engagiert sich der 42-Jährige unermüdlich: Oberlöschmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Rosengarten, ehrenamtlich beim Verein M.U.T. – Mitmachen und teilen sowie im evangelischen Jugendwerk Schwäbisch Hall tätig – mit Herz, Hand und Haltung.

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Im Rahmen seiner Arbeit bei M.U.T. fährt er regelmäßig nach Rumänien. Dort setzt er sich mit Herz und Hand für Kinder und Familien in prekären Lebensverhältnissen ein. Im Frühjahr 2025 etwa hob er in einer Roma- Siedlung eigenhändig das Fundament für ein neues Haus aus, bereitete den Boden vor, betonierte eine Bodenplatte und installierte einen Ofen. Schäden nach einem Erdbeben in einer Kindertagesstätte wurden gemeinsam mit freiwilligen Helfern behoben. Neben all dem arbeitet Hoppe nebenberuflich als selbstständiger Schreiner.

Auch seine Feuerwehr-Ausbildung kommt vor Ort zum Einsatz: Mit der örtlichen Feuerwehr Zabrani organisierte Hoppe eine Übung auf dem Gelände der Kita. Für ihn ist dieses Engagement mehr als ein Hilfsprojekt – es ist eine Herzensangelegenheit. „Ich kann mir mein Leben ohne diese Arbeit nicht mehr vorstellen“, sagt er.

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Unvergessen bleibt ihm ein Osterbesuch: „Wir hatten 60 Ostereier dabei. Ein Familienvater kam zu mir, bedankte sich – seine Kinder hätten ohne uns seit Tagen nichts mehr gegessen. Die haben an diesem Tag zum ersten Mal wieder etwas im Magen gehabt.“

 

Rumänien kennt er seit seiner Kindheit. Mit 13 Jahren war er zum ersten Mal dort, die Kinder aus dem Heim wurden zu Freunden – „Wir sind zusammen auf Dorffeste gegangen, auf den Jahrmarkt. Es fühlt sich heute noch wie Familie an.“


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Sein Team begleitet ihn regelmäßig – ehrenamtlich, voller Begeisterung. Sie beschreiben ihn als hilfsbereit, ideenreich, herzlich – aber auch direkt, fordernd und manchmal chaotisch. „Manchmal wirkt es unorganisiert – aber in vier Tagen muss alles erledigt werden, was wir uns vornehmen.“ Und in Rumänien laufe vieles eben anders. Wenn der Sand für 10 Uhr angekündigt sei, komme er vielleicht um 15 Uhr – wenn überhaupt. „Dann muss man eben improvisieren, um keine Zeit zu verlieren.“

Was ihn antreibt? Der Wunsch zu helfen – und ein unbändiger Tatendrang. „Ich kann nicht stillsitzen. Selbst wenn ich krank bin, werde ich am dritten Tag zu Hause unausstehlich“, sagt er und lacht. Auch im Urlaub wird ihm schnell langweilig. „Rumänien ist mein Urlaub – selbst wenn wir dort hart arbeiten. Ich bin dort mit Menschen, mit denen ich gerne Zeit verbringe. Abends sitzen wir zusammen, trinken ein Bier, lachen – das ist für mich Erholung.“


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Wie bringt man das alles unter einen Hut? „Ein Freund meinte mal: Ich habe einfach einen ziemlich großen Hut“, sagt er mit einem Lachen. „Meine Frau hält mir viel den Rücken frei – und bei M.U.T. habe ich ein starkes Team, auf das ich mich hundertprozentig verlassen kann.“ Wie er zur Feuerwehr kam? Das ist eine witzige Geschichte: „Ein Freund von mir meinte mal, dass ich als Feuerwehrmann gut geeignet sei. Damals hab ich das nicht ernst genommen. Ich Feuerwehrmann – das kann einfach nicht sein.“ Für den 42-Jährigen war der Beruf eine Kindheitsschwärmerei – der aber Realität wurde. „Ich hab mich beworben und wurde genommen – das kann ich bis heute nicht verstehen“, scherzt er.

Selbst im Sommerurlaub mit seiner Familie, bleibt der Berufsfeuerwehrmann nicht untätig: Ein Bagger wird organisiert, damit er bei der Sanierung einer Straße mit anpacken kann. „Den ganzen Tag nur rumsitzen – das ist für mich die Hölle.“

Alarmiert, ausgerückt, geholfen – Stuttgarts Feuerwehr in Zahlen

Laut Daniel Anand von der Branddirektion Stuttgart wurde die Berufsfeuerwehr im Jahr 2024 zu insgesamt 16.544 Einsätzen alarmiert. Darunter:

  • 5.660 technische Hilfeleistungen,
  • 1.217 Brandeinsätze,
  • 1.860 Fehlalarme.

Engagement aus Überzeugung – die Feuerwehr als Ehrenamt


„In Baden-Württemberg gibt es 1.197 Gemeindefeuerwehren, aber nur in neun Städten existiert eine Berufsfeuerwehr“, so Gerd Zimmermann, Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands. „Das bedeutet, dass rund 97 Prozent der Feuerwehrangehörigen in Baden-Württemberg rein ehrenamtlich retten, löschen, bergen, schützen und anderen Menschen in Not helfen.“ Aktuell engagieren sich 122.000 Frauen und Männer in den Einsatzabteilungen. Hinzu kämen rund 40.000 Kinder und Jugendliche in den Jugendfeuerwehren sowie rund 32.000 Damen und Herren in den Altersabteilungen. „Insgesamt engagieren sich also rund 200.000 Menschen in Baden-Württemberg in der Feuerwehr.“


Ich möchte den Männern der Feuerwache 1 Süd, die mir unvergessliche Erlebnisse und einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen ermöglicht haben, danken. Ein ganz besonderer Dank gilt Robert Hoppe (Mitte) für seine Unterstützung, Thomas Rüger für das spannende Stangentraining, Mathias Stütz (rechts) für den aufregenden Ausflug auf der Drehleiter und natürlich Fabian Kohlmann, der uns mit seinen kulinarischen Fähigkeiten als „Horst Lichter“ begeistert hat. Ein besonderer Dank geht auch an Daniel Anand, der es mir ermöglicht hat, die Schicht zu begleiten. Leider konnte Fabian beim Abschlussshooting nicht dabei sein, da das Styling von Haaren und Schnurrbart einfach etwas mehr Zeit in Anspruch nahm.

 




 


 

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