Handwerker-Serie im Hohenloher Tagblatt

"Der Prozess vom Schaffen zum Erschaffen"

Angehender Auszubildender Finn Martin, Geselle Ramon Riedel und Schreinermeister Tim Hofacker von der Schreinerei Lerch brennen für ihre Arbeit. Was macht den Schreinerberuf so besonders?


Finn Martin absolvierte während seiner Schulzeit mehrere Praktika, doch der 18-Jährige entdeckte seine Leidenschaft im Schreinerhandwerk: „Mir gefällt dieses Handwerk sehr gut. Ein Bürojob wäre gar nichts für mich.“ In seiner Schulzeit zählte der Technikunterricht zu seinen Lieblingsfächern. Arbeiten, wie das Fertigen eines Tischtennisschlägers aus Holz, blieben dem Satteldorfer und angehenden Auszubildenden besonders in Erinnerung. Bereits jetzt unterstützt er seinen zukünftigen Ausbildungsbetrieb tatkräftig und arbeitet in den Ferien bis zu seinem Ausbildungsstart im September 2025 mit. „Es wird nie langweilig – einfach ein toller Job. Holz ist auch ein gutes Material zum Arbeiten.“ Morgens geht es mit dem Meister, Gesellen und Hilfsarbeiter auf die Baustelle – ein aktuelles Projekt ist die Sanierung von Saunabänken in einer Wellnesseinrichtung. „Raustragen, abschleifen und wieder einbauen“, erzählt der 18-Jährige. In der Werkstatt selbst werden Türen hergestellt und Möbel vorgefertigt. Bei seinem Praktikum, das er bereits in der Schreinerei Lerch absolvierte, durfte er sogar eigene Stücke fertigen und sich im Basteln ganz ausprobieren. „Das Praktikum hat mich überzeugt, denn ich hatte sehr viel Spaß.“ Ab September geht es für den angehenden Auszubildenden erst einmal für ein Jahr auf die Vollzeitschule – nur in den Ferien steht er seinem Ausbildungsbetrieb tatkräftig zur Seite. „Das zweite und dritte Lehrjahr findet dann dual statt.“

Auch Ramon Riedel absolvierte seine Ausbildung zum Schreiner von 2016 bis 2019 bei der Schreinerei Lerch. Für den 25-Jährigen war der Werkunterricht in der Schule auch die Hauptsensation der Schulwoche. Nach mehreren Praktika entdeckte auch er seine Leidenschaft mit Holz zu arbeiten. „Man hat hier mit Holz zu tun und schafft was mit den Händen.“ Riedel sagt ganz klar, dass man im Betrieb mehr für diesen Beruf lerne. „In der Schule stellt man eher Kleinigkeiten, wie einen Kerzenständer oder ein Schachfeld her. Richtig mit dem Handwerk hat man im Betrieb zu tun“, berichtet der 25-Jährige aus Rot am See.

„Es ist mein Produkt – ich produziere es. Qualität ist mir da sehr wichtig“, so Schreinermeister Tim Hofacker. Für die Kunden muss das Resultat jedes Auftrags passen. „Das halte ich immer hoch“, erzählt der 30-Jährige. Seine Ausbildung absolvierte der Meister von 2010 bis 2013 – darauf folgte der Meister 2017 bis 2018. Für Hofacker ist es sehr wichtig seine Auszubildenden selbstständig arbeiten zu lassen. „Selbstständigkeit ist hier erwünscht.“ Hauptsächlich fertige der 30-Jährige aus Bronnholzheim in seinem Betrieb Haus- und Zimmertüren. Die Azubis führt er an der Hand und erlernt ihnen sein Handwerk mit Begeisterung. „Ich probiere es immer auf die lockere Art.“ Dabei sei nicht jeder Tag gleich. Jeder habe mal einen guten und einen schlechten Tag – auch als Freund hat Hofacker immer ein offenes Ohr. „Wir sind hier absolut menschlich.“ Auch das Aufarbeiten von bereits bestehendem Inventar und die Produkte nach Vorstellung des Kunden zu erschaffen machen den 30-Jährigen jeden Tag stolz. Warum die Handwerkerbranche kaum Nachwuchs und Mitarbeiter bekommt, ist für Tim Hofacker klar: „Hier in Crailsheim ist die Industrie sehr gut vertreten. Keiner will mehr ins Handwerk. Fähige Mitarbeiter werden von der Industrie abgeworben, da das Arbeiten dort für viele attraktiver ist.“ Angenehmere Arbeitszeiten sei ein Grund dafür – im Handwerk ist vieles nicht planbar. Hofackers Motivation: „Ich gehe nicht arbeiten, dass ich halt auf der Arbeit war, sondern für mich ist es der Prozess vom Schaffen zum Erschaffen – das motiviert mich.“

 

 

Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken informiert: Eine Ausbildung zum Schreiner/zur Schreinerin dauert drei Jahre. Alternativ wird der Schreiner auch als Tischler bezeichnet. Im Jahr 2024 befanden sich in den Landkreisen Schwäbisch Hall 38 und Heilbronn 57 Personen in einer Ausbildung. Im Hohenlohekreis waren es 14 und Main-Tauber-Kreis 20 angehende Schreiner. Die Zahl der gesamten Region Heilbronn-Franken beläuft sich auf 131 Auszubildende.


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