Handwerker-Serie im Hohenloher Tagblatt

Dauergrinsen nach Praktikum - Ausbildungsvertrag unterschrieben

Alisa Kasten aus Satteldorf absolvierte ihre Schornsteinfegerlehre im Unternehmen Kaminofen Heitzmann ins Ilshofen. Warum die 25-Jährige es liebt schmutzig zu werden und für dieses Handwerk brennt.

Alisa Kasten über ihre Ausbildung zur Schornsteinfegerin

Schornsteinfegergesellin Alisa Kasten mit Betriebshund Pablo. Im September darf der Betrieb einen weiteren Azubi begrüßen.

„Ich wollte auf jeden Fall ins Handwerk“, sagt Alisa Kasten aus Satteldorf überzeugt. Die 25-Jährige hat im Februar 2025 ihre Ausbildung zur Schornsteinfegerin beim Ausbildungsbetrieb Kaminofen Heitzmann in Ilshofen abgeschlossen. Was ihr an ihrem Beruf besonders gefällt? Die Abwechslung. „Ich bin immer unterwegs und arbeite an verschiedenen Orten.“ Der Umgang mit Menschen ist ihr wichtig – auch wenn es mal schmutzig wird. „In unserem Beruf bleibt man nicht sauber – und genau das mag ich daran“, sagt sie mit einem Lachen. „Wir geben uns Mühe, möglichst wenig Dreck zu machen – aber ein bisschen gehört dazu.“ Ihr Arbeitstag beginnt um 7:30 Uhr: Termine checken, Werkzeug verladen und los geht’s. „Kein Haus ist wie das andere, auch jeder Kunde ist anders. Genau das macht den Beruf so spannend.“ Besonders schätzt die 25-Jährige die Vielfalt an Aufgaben – vom Kehren über Wartungen bis hin zur Beratung. Als Schornsteinfegerin arbeitet Kasten aktiv – sie fühlt sich im Betrieb zuhause. „Hier stimmt einfach das Betriebsklima.“ Die Ausbildung selbst ist dual. „In jedem Ausbildungsjahr hat man zwölf Wochen Schule und je drei Wochen überbetriebliche Ausbildung in Ulm.“ In ihrer Ausbildung durfte Kasten von Anfang an mitarbeiten – und das auf Augenhöhe. „Ich hatte das Gefühl, dass man mir viel zutraut.“ Dass Frauen im Schornsteinfegerhandwerk keine Ausnahme mehr sind, zeigt ein Blick in ihre Berufsschulklasse: Rund ein Drittel der Auszubildenden seien junge Frauen gewesen. Bei der 25-Jährigen fing alles mit einem Besuch der heutigen Kollegin an: „Sie kehrte bei uns den Kamin, wir kamen ins Gespräch und schon hatte ich mein dreitägiges Praktikum“, erklärte die Schornsteinfegerin mit einem Lachen.  

„Sie stieg damals aus dem Auto und hat das Grinsen gar nicht aus dem Gesicht bekommen“, erinnert sich Betriebsinhaber Joachim Heitzmann mit einem Schmunzeln. Der gelernte Schornsteinfeger absolvierte seine Ausbildung von 1992 bis 1995 – darauf folgte der Meister 1998 in Mühlbach. Heitzmann führt das Unternehmen bereits in dritter Generation. „Wir wünschen uns von unseren Azubis eigenverantwortliches, zuverlässiges Arbeiten, Pünktlichkeit und Engagement in der Berufsschule.“ Die Ausbildung im Betrieb ist praxisnah – und erfolgreich: Die letzten drei Azubis kamen durch Mundpropaganda – im September startet bereits der nächste. „Aber auch in diesem Handwerk müssen wir um unsere Azubis kämpfen“, betont der Betriebsinhaber. „Unsere Azubis werden auf Termine mitgenommen und können früh selbstständig arbeiten.“ Warum der Schornsteinfeger als Glücksbringer gilt? Heitzmann weiß es genau: „Früher waren wir ein ziehendes Gewerbe. Wenn es in der Innenstadt brannte, dann brannte oft alles nieder. Blieb ein Brand zwischen zwei Fegerterminen aus – hatte man eben Glück gehabt.“ Auch das Handwerk selbst hat sich gewandelt. „Heute haben wir viel mehr Aufgaben, mehr Bürokratie und Verantwortung. Oft stehen wir im Spannungsfeld zwischen Gesetzen und Kundeninteressen.“ Dabei ist Aufklärung wichtig, etwa beim Austausch alter Öfen von 2010 bis 2024. „Das fanden viele Kunden nicht so toll. Wir müssen die rechtlichen Vorschriften erklären und die Hintergründe nahebringen.“ Die Zukunft in dieser Branche hält Chancen bereit: Mit der Meisterprüfung können Schornsteinfeger sich etwa als Energieberater selbstständig machen oder flexibel zwischen Kehrbezirk und Selbstständigkeit wechseln. Alisa Kasten nutzt diese Möglichkeit – ab Oktober beginnt sie ihren Meisterlehrgang online, mit Präsenzphasen in Erfurt. Unterstützung erhält sie dabei von Joachim Heitzmann, der sie weiterhin begleitet.

Und wer sorgt für das Wohlfühlklima im Betrieb? Nicht zuletzt auch Betriebshund Pablo. Der Bernersennenhund gehört fest zum Team – und wird von allen liebevoll geschätzt.

Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken informiert: Eine Ausbildung zum Schornsteinfeger/zur Schornsteinfegerin dauert drei Jahre. Im Jahr 2024 befanden sich im Landkreis Schwäbisch Hall 7 und im Landkreis Heilbronn 10 Personen in einer Ausbildung. Der Hohenlohekreis war mit einem Auszubildenden sowie der Main-Tauber-Kreis mit drei Auszubildenden vertreten. Die Zahl der gesamten Region Heilbronn-Franken beläuft sich auf 22 angehende Schornsteinfeger.

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