Handwerker-Serie im Hohenloher Tagblatt

Das Hobby zum Beruf gemacht

Die Azubis Jannis Wirth und Martin Bauer absolvieren eine Lehre als Zimmerer bei Feudel Holzbau in Crailsheim. Was sie inspiriert hat, ihren Weg ins Handwerk zu gehen.


Geschäftsführer der Feudel- Holzbau GmbH, Heiko Feudel, mit seinen Azubis Martin Bauer und Jannis Wirth (von links)

Richtig was aufbauen und das mit den eigenen Händen: Jannis Wirth und Martin Bauer, beide Zimmererlehrlinge, wissen wovon sie sprechen. Als Auszubildende der Feudel Holzbau GmbH können sie sich nicht vorstellen etwas anderes zu tun. „Ich fand den Technikunterricht in der Schule immer cool“, erzählt Jannis Wirth aus Crailsheim. Der 19-Jährige befindet sich im dritten Lehrjahr als Zimmerer und baute bereits während seiner Schulzeit gerne Modelle. Holz sei vielseitig einsetzbar und das fasziniere ihn. „Meine Mitschüler dachten oft nicht an Holz, doch es ist eine Möglichkeit zum Bau von Modellen, die oft nicht in Betracht gezogen wird.“ Wirth absolvierte seinen Abschluss an der Realschule zur Flügelau und konstruierte in seiner Abschlussarbeit ein Windrad aus Holz. „Mir war klar, dass ich mit Holz arbeiten möchte. Man kann viel damit machen und die Handhabung ist einfach.“ Bei den christlichen Pfadfindern in Crailsheim ist der 19-Jährige als Ehrenamtler aktiv. „Da arbeiten wir auch viel mit Holz, aber in einer anderen Verbindung.“ Ganz anders als in seiner Ausbildung zum Zimmerer, ist bei den Pfadfindern eher die Kreativität gefragt. Mit dem Bau von kleinen Häuschen oder anderen Konstrukten könne man seiner Fantasie freien Lauf lassen. „Ich kann hier bei Feudel- Holzbau mein Hobby zum Beruf machen.“ Das sei für den Zimmererlehrling die Hauptmotivation zum Erlernen dieses Berufes.

Auch Azubikollege Martin Bauer aus Kreßberg hat zuhause bereits vor seinem Ausbildungsbeginn viel mit Holz gearbeitet. Ein Praktikum in seiner Schulzeit hat seinen Wunsch fürs Handwerk gestärkt. „Das Praktikum hab ich damals auch hier gemacht“, erzählt der 18-Jährige. Das Bauen habe ihm immer viel Spaß und Freude bereitet. „Ich bin mehr der praktische Typ. In der Schule sitzt man nur rum.“ Für den angehenden Zimmerer sei sein Ausbildungsbetrieb der Ort, an dem er am meisten lernen würde. „Man sieht am Abend, was man gearbeitet hat.“ Damals haben viele seiner Mitschüler nach dem Abschluss weiter eine Schule besucht. „Ich glaub keiner ist ins Handwerk.“

Für die zwei Azubis beginnt der Arbeitstag um 6:45 Uhr mit Absprachen, Werkzeug sowie Material laden und der Gang mit ihrem Meister auf die Baustelle. Während der Arbeit sei ein Talent zur Problemlösungsfindung unverzichtbar. „Bei Altbausanierungen tauchen öfter Probleme auf, als bei Neubauten. Da muss man schnell eine Lösung finden.“ Egal, ob Dachstühle fertigen, Dachdeckung, Altbausanierung, Lohnabbund, Innenausbau, Holzhäuser erbauen oder Holzständerwände stellen: Ihr Arbeitsalltag ist abwechslungsreich und spannend. Die Berufsschule ist in Schwäbisch Hall und die überbetriebliche Schule in Biberach an der Riss. „Wir haben immer blockweise Schule. Mal drei Wochen am Stück, mal auch nur eine Woche. Im Durchschnitt sind es zwei Wochen.“ Im Betrieb selbst lernen die Auszubildenen von ihren Meistern auf der Baustelle.

Geschäftsführer Heiko Feudel absolvierte seine Ausbildung zum Zimmerer von 1996 bis 1999 und legte seine Meisterprüfung 2003 ab. „Wir sehen einfach, was wir geleistet haben. Wenn wir morgens auf die Baustelle kommen, dann sehen wir noch kein Haus. Wir setzen den Dachstuhl und nach acht bis neun Stunden kann man bereits ein Haus erkennen“, ergänzt Feudel stolz. Die Bauherren freuen sich bei jeder Baustelle über diesen Fortschritt. Feudel Holzbau GmbH setzt auf ein freundschaftliches Miteinander. „Unsere Azubis dürfen uns ab dem zweiten Lehrjahr duzen, da sie im ersten Lehrjahr noch Vollzeit in der Berufsschule sind.“

Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken informiert: Eine Ausbildung zum Zimmerer/zur Zimmerin dauert drei Jahre. Im Jahr 2024 befanden sich in den Landkreisen Schwäbisch Hall und Heilbronn 44 Personen in einer Ausbildung. Im Hohenlohekreis und Main-Tauber-Kreis waren es 19 angehende Zimmerer. Die Zahl der gesamte Region Heilbronn-Franken beläuft sich auf 129 Auszubildende.

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