Handwerker-Serie im Hohenloher Tagblatt
Am Anfang ein Hirngespinst
Maximilian Löber befindet sich im dritten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Fleischer bei der Kronenmetzgerei Schilpp. Warum den 27-Jährige gerade dieses Handwerk begeistert.
„Ich habe eigentlich BWL-Handel studiert“, erzählt
Maximilian Löber aus Tauberrettersheim. Der 27-Jährige absolviert seine
Ausbildung zum Fleischer bei der Kronenmetzgerei Schilpp in Schrozberg und
befindet sich im dritten Lehrjahr. „Ich habe mich immer auf der kaufmännischen
Schiene orientiert.“ Trotz seiner Affinität zur Wirtschaft ließ ihn ein anderer
Gedanke nie los: sein Interesse für die Landwirtschaft und für das
Fleischerhandwerk. „Ich habe überlegt, aber dachte lange, das sei nur ein
Hirngespinst – ich als Metzger? Das kann nicht sein.“ Von Zeit zu Zeit fühlte er
sich immer unwohler im Büro und musste etwas in seinem Leben verändern. Der
Entschluss reifte, etwas Handwerkliches zu machen. „In meinem Beruf sehe ich
das Ergebnis meiner Arbeit. Vom lebendigen Schwein bis zum fertigen Produkt.“ Um
6:00 Uhr ist Arbeitsbeginn. Auf dem Programm stehen das Schlachten, Zerlegen
und die Verarbeitung des Fleisches zu verkaufsfertigen Produkten. „Meine Arbeit
ist abwechslungsreich, denn es fallen immer verschiedene Sachen an.“ Die
öffentliche Kritik am Fleischerberuf, etwa durch Tierschutzorganisationen,
schreckt ihn dabei nicht ab. „Ich dachte eigentlich, dass mehr Negatives von
meinem Umfeld kommt. Bisher hat mich noch niemand wegen meiner Arbeit
angefeindet.“ In der Berufsschule profitieren die Auszubildenden von gut
ausgestatteten Wurstküchen, in denen praktische Fähigkeiten vertieft werden.
„Wir bekommen theoretisches und praktisches Wissen vermittelt – das finde ich
gut.“ Die Ausbildung selbst ist dual aufgebaut: ein Tag in der Woche ist
Schule, die restlichen Tage wird im Betrieb gearbeitet. Besonders lobt der
angehende Fleischer dabei die Lehrkräfte: „Manche Lehrer machen ihren Job
einfach nur runter – hier ist das anders.“ Am 24. Juni 2025 bestand der
27-Jährige erfolgreich seine theoretische Prüfung.
Auch Ausbilder Stephan Schilpp ist überzeugt: „Maximilian
macht das mit links.“ Der 37-Jährige absolvierte seine Ausbildung zum Fleischer
von 2004 bis 2007 – der Meister kam 2008 in Augsburg. „Unsere Azubis werden
direkt in den Arbeitsalltag eingebunden. Sie sind von Anfang an Teil des Teams
und werden gezielt auf ihre Prüfungen vorbereitet.“ In der Zwischenprüfung
müssen sie unter anderem ein Schwein fachgerecht zerlegen und das Fleisch
verkaufsfertig herrichten. „Maximilian musste zudem einen Rollbraten vorbereiten
– Wurst füllen, abbinden, das ganze Programm.“ Löbers Studium sieht der
Ausbilder als großen Vorteil: „Einen Azubi wie ihn bekommt man vielleicht
einmal in 100 Jahren.“ Stephan Schilpp ist bereits als kleiner Junge mit der
Metzgerei aufgewachsen. Was er an seinem Beruf schätzt? Ganz klar: „Ich liebe
es, kreativ mit Fleisch zu arbeiten – vom Tier bis zum Teller. Unsere Arbeit
ist vielseitig und der Kontakt zu den Kunden gehört dazu.“ Ein besonderes
Anliegen ist für den 37-Jährigen der tierfreundliche Umgang im
Schlachtungsprozess. „Unsere Schlachtung erfolgt unter Betäubung – die Tiere
bekommen nichts mit.“ Schilpp kennt auch die Kritik an seinem Berufsstand. „Wir
helfen der Bevölkerung, sich zu ernähren.“ Unverständlich ist ihm, dass das Tierwohl
teils über das der Menschen gestellt werde: „Beim Tiertransport gelten strenge
Vorschriften – beim Menschen, etwa in einem überfüllten Bus, interessiert das
niemanden. Da stimmt was im Verhältnis von Mensch und Tier nicht.“ Gleichzeitig
sieht er den wachsenden Fachkräftemangel mit Sorge. „Viele wissen gar nicht,
was dieser Beruf wirklich bedeutet. Die denken: Blut, eklig – dabei schlachten
wir nur einmal die Woche, montags für etwa zweieinhalb Stunden.“ Auch die
Schließung von Berufsschulen verschärft das Problem. „Maximilian wäre
ursprünglich in Künzelsau gewesen. Sollte die Schule dort schließen – was im
Gespräch war – müsste er nach Heilbronn. Zum Glück durfte er auf Antrag nach
Würzburg, da es praktischer am Wohnort liegt.“ Sein Fazit ist deutlich: „Gibt
es keine Azubis, gibt es langfristig auch keine Fachkräfte.“
Trotz Anfeindungen und zunehmender Auflagen stehen Löber und
Schilpp zu ihrem Beruf. „Die Nachfrage nach Fleisch ist da – also müssen wir es
produzieren“, sagt Löber. Schilpp ergänzt: „Die gesetzlichen Hürden werden
immer höher. Irgendwann können sich Metzgereien das Schlachten nicht mehr
leisten – dann wird das Fleisch importiert. Bedeutet: mehr CO₂, weniger
Kontrolle. Jeder braucht Fleisch, aber keiner will es mehr herstellen – das ist
der eigentliche Widerspruch.“ Für den Metzger sei das nicht wirklich Sinn der
Sache. „Ich finde auch das mangelnde Interesse für unseren Beruf schade.“
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