Zwei Inder machen eine Ausbildung zu Fleischereifachverkäufern
Prakash Pandey und Ganesh Yadav machen eine Ausbildung zum Fleischereifachverkäufer bei der Metzgerei Kranz GmbH in Crailsheim. Tagtäglich sind sie motiviert und hilfsbereit bei der Arbeit.
„Ich war vier Jahre lang Rezeptionist in einem Hotel in
Indien“, erzählt Prakash Pandey. Heute steht der 29-Jährige hinter der
Verkaufstheke der Metzgerei Kranz GmbH in Crailsheim – als Auszubildender zum
Fleischereifachverkäufer. Im Oktober 2024 kam er nach Deutschland. Inzwischen
befindet er sich im ersten Lehrjahr. „Der Verkauf bietet viele Perspektiven –
auch das Kochen macht Spaß.“ Besonders begeistert ihn, wie vielseitig
Lebensmittel verarbeitet werden können. Im Vergleich zu seiner früheren
Tätigkeit in der Hotellerie hebt er nicht nur die geregelten Arbeitszeiten –
acht statt zwölf Stunden pro Tag, sondern auch den besseren Verdienst und die
größere Arbeitsplatzsicherheit hervor. „Die Arbeit mit Menschen ist mir
wichtig.“ Diese Leidenschaft bringt er in seine Ausbildung ein. Einen Teil
seines Gehalts schickt er an seine Familie nach Indien: „Meine Eltern und mein
Bruder leben dort.“ Der Kontakt zu den Kunden ist ihm besonders wichtig: „Wenn
ich Lob bekomme, motiviert mich das.“ Auch die deutsche Kultur fasziniert ihn.
„Hier arbeiten Chefs und Mitarbeiter auf Augenhöhe. Alles wird gut erklärt – so
lernen wir.“ In der Metzgerei wird das gesamte Spektrum vermittelt: vom
fachgerechten Vorbereiten der Fleischwaren über die Präsentation bis hin zur
Herstellung von Fingerfood und kleinen Gerichten. „Ich kann mir nicht
vorstellen von hier wegzugehen.“ Die Berufsschule besucht Prakash Pandey in
Heilbronn. Einmal im Monat findet der Blockunterricht statt – inklusive
Praxistagen in der Schulküche.
Auch Kollege Ganesh Yadav befindet sich im ersten Lehrjahr.
Er kam im Dezember 2024 nach Deutschland und bringt ebenfalls Berufserfahrung
mit: vier Jahre arbeitete er an einem Flughafen in Indien. „Ich mag es, mit
Menschen zu arbeiten. Das macht mir Spaß – besonders, wenn ich die Kunden
kennenlerne“, äußert sich der 26-Jährige. „Ich mag die Work-Life-Balance in
Deutschland und bin großer Fußballfan“, fährt er mit einem Lachen fort. Der
angehende Fleischereifachverkäufer schätzt besonders die Vielfalt des Berufs:
„In Indien ist Fleisch einfach Fleisch – hier lernen wir mit 300 verschiedenen
Fleischteilen zu arbeiten.“ Schweinelende, Fleischkäse oder Hähnchenbrustfilet
– die Unterschiede faszinieren ihn. Mit besonderer Leidenschaft richtet er
Fingerfood und Canapés an. „In Indien gibt es kein duales Ausbildungssystem.
Theorie und Praxis werden in Deutschland ideal kombiniert.“ Auch Yadav hat Familie
in Indien. „Mein Vater arbeitet in Indien und ich habe drei Schwestern dort.“
Metzgermeister und Ausbilder Werner Kranz lobt seine
Auszubildenden: „Prakash und Ganesh sind zwei tolle Kerle.“ Der 59-Jährige ist
Geschäftsführer und leitet die Metzgerei bereits in dritter Generation. Kranz
selbst absolvierte seine Ausbildung von 1983 bis 1986, legte 1991 die
Meisterprüfung ab und ist seither im Betrieb tätig. Er setzt auf ein
kollegiales Miteinander: „Unsere Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen und sich
mit dem Betrieb identifizieren.“ Qualität und Freude an der Arbeit seien die
Grundlage – doch Nachwuchs ist schwer zu finden. „Mittlerweile kann man kaum
noch junge Leute für das Handwerk begeistern. Ein 16-Jähriger Azubi aus der
Region ist eine Seltenheit.“ Umso mehr schätzt er das Engagement seiner
internationalen Lehrlinge. „Der Deutschkurs in Indien kostet 5.000 Euro – wer
so viel investiert, überlegt zweimal, ob er seine Ausbildung abbricht.“ Der
59-Jährige merkt das Engagement jeden Tag: Wenn er vom Großeinkauf mit
vollgepacktem Auto zurückkehrt, stehen Pandey und Yadav bereits am Fenster.
„Chef, wir helfen“. Auf diesen respektvollen Umgang legt der 59-Jährige großen
Wert. „In Deutschland gehen viele Werte verloren – jeder schaut nur noch nach
sich.“
Für ihn ist klar: Wer sein Handwerk gut beherrscht, hat
einen sicheren Arbeitsplatz. Dennoch bleibt die Personalsituation angespannt –
nicht nur im Fleischerhandwerk. Als er selbst seine Ausbildung abschloss, gab
es noch acht Metzgereien in der Crailsheimer Innung. Heute sind nur zwei übrig,
die in Crailsheim gewachsen sind. Der Metzgermeister bleibt dennoch optimistisch:
„Das duale Ausbildungssystem ist sehr gut.“ Ein Kunde bestellte kürzlich
deutsch-indisches Fingerfood – für Pandey und Yadav kein Problem. „Die beiden
kochen gerne, auch hier im Betrieb.“ Sätze, wie „Chef, probier´s mal!“ hört er
fast täglich.
Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken informiert: Eine
Ausbildung zum Fleischereifachverkäufer dauert drei Jahre. Im Jahr 2024
befanden sich im Landkreis Schwäbisch Hall 15 und im Landkreis Heilbronn sieben
Personen in einer Ausbildung. Der Hohenlohekreis war mit acht Auszubildenden
sowie der Main-Tauber-Kreis mit drei Auszubildenden vertreten. Die Zahl der
gesamten Region Heilbronn-Franken beläuft sich auf 33 angehende Fleischereifachverkäufer.
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